Mjällby schafft die Sensation: Fischerdorf tritt den Fußball-Großklubs in den Hintern


Der schwedische Fußball-Meister steht bereits drei Spieltage vor Saisonende fest. Ein 1400-Einwohner-Dorf feiert den Riesencoup. In Mjällby gibt es viele Gründe für den Erfolg. Unter anderem eine ganz besondere Spezifikation des Co-Trainers.
Das wohl größte Wunder in der Geschichte des schwedischen Fußballs zelebrierten die Spieler des Mjällby AIF mit goldenen Hüten, goldenen Luftballons und Champagner aus golden etikettierten Flaschen. Nach dem 2:0 am Montagabend bei IKF Göteborg stand fest: Der Klub aus dem knapp 1400 Einwohner fassenden Fischerdorf am südlichen Zipfel des Landes ist erstmals schwedischer Meister. Drei Spieltage vor Saisonende ist dem Klub der Titel nicht mehr zu nehmen. Wie ist diese Sensation zu erklären?
"Ich hätte nie gedacht, dass so etwas in meinem Leben passieren würde", brachte Angreifer Jacob Bergström seine Ungläubigkeit über das Geschehene zum Ausdruck, "wir haben gezeigt, dass ein Kollektiv unglaublich weit kommen kann". Damit lieferte er einen ersten Erklärungsansatz für das, was die Zeitung "Svenska Dagbladet" als "Tritt in den Hintern für die etablierten Großvereine" bezeichnete.
Dorf hat 1379 Einwohner2016 noch rettete sich Mjällby, das laut neuesten Daten genau 1379 Einwohner zählt, am letzten Spieltag vor dem Abstieg in die vierte Liga. Ohne Investor begann der langsame Neuaufbau - dafür mit einem außergewöhnlich engen Zusammenhalt in der Mannschaft. Mehrere Spieler wohnen in demselben Appartementblock und treffen sich regelmäßig für Gemeinschaftsspiele.
Für das kontinuierliche Zusammenwachsen hat auch Trainer Anders Torstensson gesorgt. Seit Januar 2023 trainiert er den Verein. Zehn Jahre diente der 59-Jährige einst beim Militär, dann arbeitete er als Schulleiter. Im Sommer 2024 wurde bei Torstensson chronische lymphatische Leukämie festgestellt. "Eine Behandlung ist nicht nötig, also mache ich weiter. Es hätte 100 schlimmere Diagnosen geben können", sagte er.
Eine äußerst wichtige Rolle fiel auch Co-Trainer Karl Marius Aksum zu. Der 35-Jährige hat zum Thema visuelle Wahrnehmung im Fußball promoviert und sagt: "Niemand auf der Welt hat sich so intensiv mit den Augenbewegungen von Fußballern beschäftigt wie ich." Dabei sei es im modernen Fußball entscheidend, "Informationen über seine Umgebung zu sammeln".
Erst Punkterekord, dann Champions League?Wird Aksum sein Wissen nun bald in der Champions League anwenden können? Dafür muss Mjällby zunächst die Qualifikationsrunde überstehen. Das Stadion des neuen schwedischen Meisters, der in der bisherigen Saison erst ein Spiel verloren hat, liegt im benachbarten Dorf Hällevik direkt am Strand neben einem Campingplatz, es fasst 6500 Zuschauer. Königsklasse sieht anders aus. Unmöglich jedoch scheint für den Dorfverein spätestens seit dem historischen Montagabend nichts mehr.
Bevor der Klub aber künftig womöglich Real Madrid das Fürchten lehrt, gilt es, noch einen Punkterekord in der heimischen Liga aufzustellen. Der liegt derzeit bei 67. Mjällby steht bei noch drei verbleibenden Spielen bei 66 Punkten.
Quelle: ntv.de, ara/sid
n-tv.de