Warum Fandasein und Judentun kein Widerspruch ist

Und diese Unsichtbarkeit ist doppelt. Man überlegt als Jüdin oder Jude zweimal, ob man seine Identität offen zeigt. Aus Angst vor antisemitischen Vorfällen und der damit verbundenen Sorge, auch diesen Ort, das Stadion, zu verlieren. Zum anderen reduziert die Mehrheitsgesellschaft sie, selbst wenn sie sichtbar sind, immer wieder auf eine zugeschriebene Rolle. Es ist bezeichnend, dass ihre Normalität erklärungsbedürftig erscheint.
So selbstverständlich wie Fahnen und PyrotechnikDoch Jüdinnen und Juden im Stadion sind keine Randerscheinung. Sie sind keine religiösen Exoten, die sich ausschließlich in „ihrer“ Welt bewegen. Dass sie als Fußballfans selbstverständlich ihren Verein im Stadion oder vor dem TV unterstützen, passt nur leider selten ins vorgefertigte Bild. Dabei diskutieren Jüdinnen und Juden zwischen dem Gebet genauso über die Transfergerüchte oder analysieren auf jüdischen Events das letzte Spiel des Lieblingsvereins. Dass sie in ihrem Fandasein religiöse Praktiken, kulturelle Traditionen und persönliche Identitäten miteinander vereinbaren müssen, zeigt vor allem eines: Ihre Präsenz steht exemplarisch für das, was Fußball im Kern ist – ein Raum, in dem gesellschaftliche Pluralität sichtbar werden kann.
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