Die Tücken des frühen Anstoßes

Eine frühe Zeit und ein sehr erfahrener Gegner: Borussia Dortmund startet am Dienstag gegen Fluminense in die Klub-WM - und wird dabei zunächst freiwillig auf Neuzugang Jobe Bellingham verzichten.
Muss sich auf einen veränderten Rhythmus einstellen: Dortmunds Julian Brandt Borussia Dortmund via Getty Images
Von der Klub-WM aus New Jersey berichtet Matthias Dersch
Julian Brandt muss kurz überlegen, als er am Montag in der provisorischen Mixed Zone des Metlife-Stadiums in New Jersey danach gefragt wird, wann er eigentlich zuletzt um 12 Uhr mittags gespielt habe. Es war nicht in der E-Jugend, wie der aus Deutschland mitgereiste Journalist vermutete, sondern in der U 19. "Damals sogar schon um 11 Uhr", wie der Mittelfeldspieler von Borussia Dortmund präzisierte. Aber auch das ist bereits mehr als zehn Jahre her.
Nudeln zu ungewohnter Uhrzeit?Die Klub-WM, sie hält reichlich neue oder zumindest ungewohnte Erfahrungen bereit für die teilnehmenden Mannschaften und Spieler. Die frühen Anstoßzeiten, um auf den europäischen TV-Markt Rücksicht zu nehmen, gehören dazu. Denn je früher ein Spiel angepfiffen wird, desto kürzer ist die Vorbereitungszeit am Spieltag. Anders als bei 15.30-Uhr-Spielen in der Bundesliga entfällt für die BVB-Profis vor dem ersten Gruppenspiel gegen Fluminense das Mittagessen. Die nötige Grundlage, um Höchstleistungen abrufen zu können, wird beim Frühstück gelegt. Für Brandt, der kein Freund von Brot und Brötchen heißt das, dass er sich etwas anderes überlegen muss, um die Kohlenhydratspeicher zu füllen - oder aber er isst zu ungewohnter Zeit Nudeln.
"Es ist etwas total anderes, wenn du um 12 Uhr mittags spielt", bestätigt BVB-Trainer Niko Kovac. Statt nach der Aktivierung die Spieler noch einmal auf ihre Zimmer zu schicken oder eine letzte Sitzung anzusetzen, geht es am Dienstag fast direkt nach dem Frühstück zum Stadion. Immerhin: Die Temperaturen spielen mit. 20 Grad Celsius sind angekündigt, dazu eine dichte Wolkendecke, aber kein Regen. "Wir sind ganz froh, dass wir diese zumindest ordentlichen Bedingungen haben", sagt Kovac, der im ersten Spiel die Grundlagen für die Achtelfinal-Qualifikation legen möchte.
Thiago Silva gewann einst die Champions LeagueEin Selbstläufer wird die Partie gegen Fluminense, der als stärkster der drei Gruppengegner gilt, allerdings nicht. Der 2023er-Sieger der Copa Libertadores ist einer von vier Teams aus Brasilien, die an der Klub-WM teilnehmen - und hat sich laut Aussage des Trainers Renato Gaucho nicht weniger als sieben Siege in den USA vorgenommen. Das wäre gleichbedeutend mit dem Titelgewinn und dieser wiederum ein historischer Erfolg.
Topstar der Mannschaft ist der inzwischen 40 Jahre alte Innenverteidiger Thiago Silva, der einst unter Thomas Tuchel beim FC Chelsea die Champions League gewann. Im Tor steht der 44-jährige Fabio. Überhaupt ist das Team von Fluminense ein eher älteres - aber dadurch eben auch sehr erfahren.
Sie mögen es, das Spiel zu verlangsamen."
BVB-Coach Niko Kovac über Fluminense
"Fluminense mag es, den Ball zu haben. Sie mögen es auch, das Spiel zu verlangsamen. Das ist der typisch brasilianische Stil. Dazu kommt, dass sie individuell sehr stark sind", sagt Kovac, der seine Mannschaft in den vergangenen Tagen durch Videositzungen intensiv auf den Gegner vorbereitete. Der 53-Jährige erwartet demnach einen "toughen Gegner", aber auch ein Dortmunder Team, das weiß, "was nötig sein wird, um Fluminense zu schlagen".
Einer, der dabei eine Rolle spielen könnte, wird zunächst auf der Bank Platz nehmen: Für Neuzugang Jobe Bellingham kommt die Startelf für den 19-Jährigen laut Kovacs Aussage noch zu früh. "Eine Woche reicht nicht, um alle unsere Abläufe und Prinzipien zu verinnerlichen", sagte der BVB-Trainer, der sich zwar erfreut über den sehr guten körperlichen Zustand des Neuen zeigte, zugleich aber betonte, dass die Spieler aus der abgelaufenen Bundesliga-Saison noch einen Bonus mitbringen würden.
"Sie haben den Vorrang. Aber Jobe wird im Laufe dieses Turniers seine Minuten bekommen, das ist ganz klar." Vielleicht kann Bellingham seinen Mitspieler Brandt und Co. ja zumindest Tipps für die frühe Anstoßzeit geben. Die U-19-Zeit ist bei dem Engländer schließlich noch nicht allzu lange her.
kicker