Trotz Niederlage: Dortmunds Schlotterbeck überzeugt in München

BVB-Verteidiger Nico Schlotterbeck zeigte gegen die Bayern, was er kann - und das zu einem für ihn günstigen Zeitpunkt.
Es läuft die 72. Spielminute in der Münchner Arena, als Nico Schlotterbeck im Vollsprint zur Grätsche ansetzt. Er ist Dortmunds letzter Mann, fliegt durch den eigenen Strafraum, volles Risiko! Sauber und elegant trifft er den Ball, verhindert im letzten Moment den Abschluss des einschussbereiten Bayern-Topspielers Michael Olise - es ist der spektakuläre Höhepunkt einer eindrucksvollen Leistung des BVB-Verteidigers.
Zwar ging Borussia Dortmund am Samstag nach dem 1:2 (0:1) beim FC Bayern München als Verlierer vom Platz und hat nun als Bundesliga-Vierter schon sieben Punkte Rückstand auf den makellosen Spitzenreiter. Aber der BVB schaffte es immerhin, nach einer völlig missratenen ersten Hälfte mit 0:10 Torschüssen, den Bayern in der zweiten Halbzeit noch einen guten Kampf zu bieten. Und das hatte viel mit Schlotterbeck zu tun.
Abwehrchef und AntreiberDer 25-Jährige überzeugte in seinem Kerngeschäft, der Defensivarbeit, mit 68 Prozent gewonnener Zweikämpfe - trotz riskanter Ausrichtung im zweiten Durchgang. "Wir haben zum Schluss viel Eins-gegen-Eins verteidigt, ich hatte viele Duelle gegen Olise. Es hat extrem viel Spaß gemacht, er ist ein toller Spieler, hat einen guten Zug zum Tor", sagte Schlotterbeck am Sportschau-Mikrofon. "Ich hatte das Gefühl, ich hatte heute einen guten Tag. Das macht mich extrem froh."
Schlotterbeck überzeugte aber auch in der Offensive. Er hatte die meisten Ballkontakte seines Teams (78) und leitete den Anschlusstreffer durch Julian Brandt mit einem klugen Seitenwechsel ein. Schlotterbeck war Abwehrchef und Antreiber in Personalunion, in Abwesenheit von Spielführer Emre Can auch ein würdiger Kapitän. Auch bei der Nationalmannschaft hatte er zuletzt überzeugt.
Schlotterbeck: "Kann noch viel erreichen"Dass der Nationalspieler schon wieder derart auftrumpft, ist bemerkenswert. Erst vor vier Wochen ist er nach langer Verletzungspause auf den Rasen zurückgekehrt. "Ich habe fünfeinhalb Monate geschuftet wie ein Ochse", sagte Schlotterbeck nach dem Bayern-Spiel bei Sky. "Und es ist für mich auch nicht selbstverständlich, jedes Spiel über 90 Minuten zu machen."
Er sei körperlich fit und, wenn "ich jetzt den Rhythmus noch bekomme, kann ich noch ein bisschen drauflegen. Und dann glaube ich, kann ich mit meinen 25 Jahren noch sehr gut werden und noch viel erreichen."
Die Frage ist allerdings, ob Schlotterbeck auch mit Borussia Dortmund Titel gewinnen kann. Sein Vertrag läuft bis Sommer 2027, aber schon jetzt gibt es Diskussionen darum, wann und ob er verlängert. "Die Entwicklung mit Niko (Kovac, d. Red.) macht schon Freude", sagte Schlotterbeck. Unter Kovac hat der BVB zuletzt stabil gepunktet, das 1:2 in München war die erste Saisonniederlage. "Wenn wir so spielen wie in der zweiten Halbzeit, können wir auch mit dem BVB sehr viel erreichen."
Schlotterbecks Leistungen machen ihn aber auch interessant für große Vereine aus dem Ausland - und auch für den FC Bayern. "Ich fühle mich sehr wohl in Dortmund, habe auch kein Problem damit, den Weg weiterzugehen", sagte er. "Aber es ist für mich natürlich eine sehr wichtige Entscheidung in meiner Karriere."
Der nächste Vertrag könnte für Schlotterbeck der wichtigste und lukrativste sein. Wann er sich entscheiden will, ließ er offen. "Ich werde mich mit Sebastian (Kehl, d. Red.) zusammensetzen und wir werden einen Plan ausarbeiten."
sportschau