Ter Stegens Labyrinth

Ter Stegen befindet sich in einem wahren Labyrinth. Gewohnt, auf dem Platz und in der Umkleidekabine von Barcelona ein Schwergewicht zu sein, hat der Deutsche seine Streifen verloren. Offiziell bleibt er Kapitän der Mannschaft und wird es bleiben, solange er im Team bleibt. Doch er weiß bereits, dass seine Rolle in dieser Saison nur noch eine Übergangslösung sein könnte, wenn er nicht den Verein wechselt. Diese Befürchtung bestand seit dem Moment, als die Willkommenstrommeln für Joan Garcia am Ende der La-Liga-Saison ertönten, und Blaugrana-Trainer Hansi Flick bestätigte dies am vergangenen Donnerstag.
Der Trainer war sichtlich klar. Trainer und Verein setzen auf Joan Garcia als Stammspieler, während Szczesny als Ersatzspieler spielt. Der erfahrene polnische Torhüter hat seinen Vertrag gerade um eine Saison mit Option auf eine zweite verlängert. Flick wollte ihn nicht täuschen oder seinem Landsmann falsche Hoffnungen machen.
Doch sowohl Trainer und Sportdirektor Deco als auch Präsident Joan Laporta sind sich bewusst, dass Ter Stegen kein gewöhnlicher Spieler ist. Er ist einer der wichtigsten Torhüter in der Geschichte Barças und seit 2014 im Verein.
Deshalb wollen sie ihn nicht zusätzlich unter Druck setzen. Sie haben ihm gesagt, was Sache ist, und jetzt liegt das heiße Eisen in den Händen des Torwarts.
Der Verein glaubt, dass Ter Stegen, dessen Vertrag beim FC Barcelona noch bis Juni 2028 läuft, in einem entscheidenden Jahr für die WM-Teilnahme um einen Stammplatz kämpfen darf. Er glaubt aber auch, dass seine mangelnde Spielpraxis ihn zu einem Wechsel bewegen könnte, zumal Bundestrainer Julian Nagelsmann auf ihn setzt. „Wenn er zur WM will, muss er Barça verlassen und spielen“, sagte Ex-Profi Lothar Matthäus der Bild -Zeitung.
Flick teilte dem Kapitän bereits am Donnerstag mit, dass er auf Joan Garcia setze und der Verein keinen zusätzlichen Druck ausüben werde.Ter Stegen hat die Saisonvorbereitung inzwischen in der Halle begonnen. Er hat weder in der ersten, zweiten noch in der dritten Trainingseinheit mit seinen Teamkollegen trainiert.
Es gibt keinen medizinischen Bericht oder Ähnliches. Inoffiziell behauptet der Verein, er habe wegen Rückenschmerzen vorsorglich an der Seitenlinie trainiert. Ter Stegen hatte sich Anfang der letzten Saison eine schwere Knieverletzung zugezogen und kämpft seit mehreren Spielzeiten mit seiner Fitness. Mit 33 Jahren muss er besonders auf sich achten, wenn er wieder in Topform kommen will.
Tatsächlich ist Barcelona seit dem 16. Juli im Tor deutlich überbucht. Vier Torhüter stehen im Kader, aber nur zwei sind gemeldet: der bereits erwähnte ter Stegen und Iñaki Peña, mit dem ebenfalls nicht gerechnet wird. Auch dieser Fall muss schnellstmöglich geklärt werden. Derzeit sind jedoch weder Joan Garcia noch Wojciech Szczesny gemeldet, da der Verein wie üblich im Sinne des Financial Fairplay überbucht ist.
Der Abgang von ter Stegen wäre in diesem Sinne wichtig, um Ersatzspieler zu finden und auch um einen Flügelspieler wie Marcus Rashford auszuleihen.
Der Sommer und das Transferfenster sind noch lang, und Deco gibt sich in dieser Angelegenheit vorerst ruhig und zuversichtlich. Es könnte weitere Verkäufe geben, falls ter Stegen keine Spieler verpflichtet, obwohl Ronald Araújos Ausstiegsklausel heute wieder bei einer Milliarde Euro liegt, nachdem sie zwischen dem 1. und 15. Juli bei 60 Millionen Euro gelegen hatte.
Galatasaray hat Interesse an Ter Stegen gezeigt, der Spielzeit braucht, um an der Weltmeisterschaft teilzunehmen.Eines der Haupthindernisse für den Abgang des Deutschen ist sein Gehalt. Nur wenige Vereine können es sich leisten, und Optionen wie eine Leihe, ein ablösefreier Transfer oder eine Gehaltskürzung durch ter Stegen würden in Betracht gezogen. Soweit Barça weiß, liegt noch kein konkretes Angebot für den Torhüter vor, doch Berichte aus der Türkei besagen, dass Galatasaray großes Interesse an seiner Verpflichtung hat. Iñaki Peña, dessen Vertrag bis zum 30. Juni läuft, spielte 2022 auf Leihbasis für den Istanbuler Klub. Der gebürtige Alicanteer, der im Januar Flicks Vertrauen verloren hat, wartet auf ein Angebot, das ihm möglichst viel Spielzeit garantiert. Getreu seiner Philosophie will er keine Kontroversen auslösen. Der Verein ist offen für Verhandlungen mit ihm über einen ablösefreien Wechsel.
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