Zitterfinale um Aufstieg: Panischer 1. FC Köln schmeißt Trainer und Sportchef raus

Gerhard Struber und Christian Keller müssen ihren Platz beim 1. FC Köln räumen.
(Foto: IMAGO/Jan Huebner)
Der 1. FC Köln zittert und bangt um die Rückkehr in die Fußball-Bundesliga - und schmeißt vor den entscheidenden Spielen Trainer und Sportchef raus. Das haben sie schon einmal getan, mit glücklichem Ende.
Fußball-Zweitligist 1. FC Köln hat sich nach übereinstimmenden Medienberichten von Cheftrainer Gerhard Struber und Sport-Geschäftsführer Christian Keller getrennt. Einen Tag zuvor hatten die Kölner gegen den Tabellenletzten Jahn Regensburg nur ein 1:1 erreicht und dadurch die Tabellenführung an den Hamburger SV verloren haben. Die Fans hatten ihren Unmut lautstark kundgetan, nach dem Spiel brandete ein gellendes Pfeifkonzert und zahlreiche "Struber raus"-Rufe durchs mit 50.000 Zuschauern ausverkaufte Stadion.
Dennoch hat der 1. FC Köln weiter gute Chancen auf die Rückkehr in die Bundesliga. Die Rheinländer haben zwei Spieltage vor dem Saisonende noch drei Punkte Vorsprung auf den Aufstiegsrelegationsplatz drei. Offiziell solle das Aus für Struber und Keller am Montag vom Klub kommuniziert werden, hieß es in den Berichten.
Harter Weg zum AufstiegDer Entscheidung soll ein Krisentreffen vorangegangen sein, bei dem sich Keller hinter den Österreicher Struber gestellt hatte. Auch nach dem 1:1 hatte der Geschäftsführer den Trainer gestützt, er könne "ausschließen, kurzfristig etwas zu verändern, weil ich von so etwas nichts halte." In dem Krisentreffen soll sich der mächtige Gemeinsame Ausschuss der Klubgremien dann zu einer Ablösung des Duos entschlossen haben, vor allem Rewe-Boss Lionel Souque, Vorsitzender des Aufsichtsrats, soll die treibende Kraft gewesen sein, berichtet die "Bild"-Zeitung.
Der 46-jährige Keller hatte Struber in der vergangenen Saison nach Köln geholt. Neben dem HSV galten die Kölner als die großen Aufstiegsfavoriten. Dieser Rolle wurden sie aber nicht immer gerecht. Mit dem schweren Auswärtsspiel beim 1. FC Nürnberg und dem möglichen "Endspiel" gegen Aufstiegskonkurrenten 1. FC Kaiserslautern hat der Klub noch zwei hochkomplizierte Aufgaben auf dem Weg zur ersehnten Rückkehr in die Bundesliga zu bewältigen. "Wir müssen jetzt nochmal den Schalter umlegen, ansonsten wird es sehr eng", warnte Kapitän Timo Hübers. "Wir müssen jetzt intern sprechen und uns nicht von Nebenkriegsschauplätzen oder äußeren Einflüssen leiten lassen."
"Es wirkt so", hatte Keller am Sky-Mikrofon angesichts des lautstarken Fan-Unmuts gesagt, "als ob wir etwas komplett versaut haben. Aber wenn sich mal jeder besinnt, stehen wir immer trotzdem auf einem Aufstiegsplatz." Doch das reichte nicht. Bis auf einen kurzen Abrutscher am 24. Spieltag steht der 1. FC Köln bislang in der kompletten Rückrunde auf einem Aufstiegsplatz.
Funkel als Aufstiegstrainer?Struber mahnte am Samstag trotz der Pfiffe gegen seine Person zur Ruhe. "Dass ich Blitzableiter bin, ist doch klar. Es gilt aber für uns, klar zu bleiben, uns nicht auseinanderreißen zu lassen und Teamwork unter Beweis zu stellen", sagte der Österreicher. Doch es half nichts.
Kapitän Timo Hübers richtete unterdessen einen Appell zum Schulterschluss an die Kölner Fans: "Der Grundton ist ja gefühlt Abstiegskampf, aber es bringt jetzt nichts, sich die Köpfe einzuschlagen. Wir sollten ein bisschen die Kirche im Dorf lassen: Wir können wirklich eine Riesensache schaffen", meinte der Abwehrspieler. Die große Sache zu schaffen, das traute man dem Duo Struber/Keller nun offenbar nicht mehr zu. Als mögliche Interimslösung gilt U19-Trainer Stefan Ruthenbeck, auch der ehemalige Kölner Trainer Friedhelm Funkel soll eine Option sein.
Neu sind solche Kurzfrist-Maßnahmen in Köln nicht. Trainer Markus Anfang war 2019 nach dem 31. Spieltag freigestellt worden. Damals war der FC Tabellenerster und stieg schließlich ohne Anfang auf - trotz nur vier Punkten aus den letzten drei Spielen.
Quelle: ntv.de, ter/dpa
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