XXL-Umbruch in Rödinghausen: Verjüngungskur und "auch noch drei bis vier gestandene Jungs"

Beim SV Rödinghausen stehen in der Sommerpause einige Veränderungen an. Über ein Dutzend Spieler werden den Verein verlassen, einige Neuzugänge stehen bereits fest. Bei der Zusammenstellung des Kaders soll der Altersdurchschnitt gesenkt werden, ohne dabei zu viel Qualität einzubüßen.
Beim SV Rödinghausen stehen in der Sommerpause einige Veränderungen an. IMAGO/Noah Wedel
Vor dem abschließenden Heimspiel in der Regionalliga West gegen die U 21 des SC Paderborn 07 (4:2) wurde der anstehende XXL-Umbruch beim SV Rödinghausen schon sehr deutlich. Nicht weniger als 13 Spieler des aktuellen Kaders wurden verabschiedet.
Und damit muss das letzte Wort noch nicht einmal gesprochen sein. Auf der Gegenseite stehen bislang sechs Zugänge fest, weitere werden folgen. Auch das Trainerteam bekommt mit dem künftigen "Chef" Dennis da Silva Félix (33/bisher VfL Wolfsburg U 17) und seinem Assistenten Marco Beier (29/zuletzt 1. FC Düren) zumindest zwei neue Mitglieder.
Gute Mischung gesuchtBei der Kaderzusammenstellung hat die Sportliche Leitung um Geschäftsführer Alexander Müller (38) nicht zuletzt eine Verjüngung des Aufgebots im Blick. So wurden neben den Angreifern Cottrell Ezekwem (26/Rot-Weiß Oberhausen) und Niklas Szeleschus (28/SC Wiedenbrück) sowie Mittelfeldspieler Allan Firmino Dantas (28/FC Gütersloh), die alle von Ligakonkurrenten kommen, auch junge Talente wie Marius Bauer (22/1. FC Kaiserslautern II), Lennox Afolabi (18/Arminia Bielefeld U 19) und zuletzt Leonard Köhler (18/VfL Wolfsburg U 19) aus Nachwuchsabteilungen von Profiklubs verpflichtet.
Noch einige weitere entwicklungsfähige Spieler sollen geholt werden, aber "auch noch drei bis vier gestandene Jungs", wie Alexander Müller im Gespräch mit dem kicker betont. Besonders auf den Außenbahnen, defensiv wie offensiv, besteht noch einiger Handlungsbedarf.
Von den Abgängen haben Rekordtorjäger Simon Engelmann (36/zum SV Meppen) und Patrick Kurzen (28/1. FC Bocholt) schon neue Klubs gefunden. Die ausgeliehenen Kevin Wiethaup (19/VfL Osnabrück) und Marvin Benjamins (22/SC Preußen Münster) kehren, auch wenn sie keineswegs enttäuscht haben, zu ihrem Stammvereinen zurück. Die Verträge von neun weiteren Spielern wurden nicht verlängert, von denen allerdings nur Mittelfeldspieler Luca Horn (26) und Angreifer Michael Seaton (26) regelmäßig starteten.
Während insgesamt schon 17 Spieler für die neue Saison unter Vertrag stehen, ist aus dem bisherigen Kader nur die Zukunft von Innenverteidiger Julian Wolff (33) und Mittelfeldspieler Dominique Ndure (25) noch ungeklärt. Beide gehören zu den Stammspielern, dennoch wäre auch bei ihnen eine Trennung keine Überraschung.
Voll im Soll - oder doch nicht?Auf den ersten Blick muten diese erheblichen Veränderungen recht überraschend an. Schließlich waren die Ostwestfalen seit ihrer Ligazugehörigkeit (ab der Saison 2014/2015) nur zweimal besser platziert als mit dem aktuellen vierten Rang, jeweils unter der Regie des späteren Bundesliga-Trainers Enrico Maaßen (aktuell FC St. Gallen/Schweiz). In der Spielzeit 2018/2019 wurde der SVR Dritter. Ein Jahr später holte das Team sogar den Titel, der Verein verzichtete aber auf den möglichen Aufstieg in die 3. Liga. Sonst pendelte Rödinghausen meistens zwischen Rang vier und acht.
Auch vor dieser Saison wurde eine Platzierung im oberen Drittel angepeilt. Von daher ist die Mannschaft eigentlich voll im Soll und hinter dem souveränen Ligaprimus und Meister MSV Duisburg immerhin auch das zweitbeste Heimteam (30 Punkte aus 15 gewerteten Partien).
Fakt ist allerdings auch, dass die gute Tabellenposition sehr eng mit den jüngsten drei Siegen in den drei Ligapartien unter Interimstrainer Jan Stromberg zusammenhängen. Der etatmäßige U 23-Coach hatte vor einigen Wochen Farat Toku abgelöst, dessen Abschied zum Saisonende bereits zuvor feststand. Außerdem drückt am Wiehen auf die Stimmung, dass das wichtige Saisonziel DFB-Pokal-Qualifikation in sehr weite Ferne gerückt ist, obwohl der SVR zwei sehr gute Chancen hatte. Zum einen ging das Westfalenpokal-Halbfinale gegen die Sportfreunde Lotte nach torlosen 120 Minuten unglücklich im Elfmeterschießen verloren. Bei einem Sieg wäre die Teilnahme an der Hauptrunde schon sicher gewesen.
Mini-Chance auf den DFB-PokalAußerdem zog in der Liga im Rennen um die Platzierung als bester westfälischer Klub neben den Sportfreunden Lotte auch der in der Hinrunde scheinbar schon abgeschlagene FC Gütersloh am SV Rödinghausen vorbei und ist vor dem Saisonfinale Tabellenzweiter. Dennoch gibt es noch eine kleine "Hintertür": Sollten die Sportfreunde Lotte den FC Gütersloh am letzten Spieltag trotz des derzeitigen Rückstands von drei Punkten noch überholen und sich damit den DFB-Pokal-Einzug auch über die Liga sichern, dann würden die beiden Halbfinalverlierer im Westfalenpokal, Regionalliga-Aufsteiger Sportfreunde Siegen und eben der SV Rödinghausen, bereits am nächsten Mittwoch (21. Mai) im Siegener Leimbachstadion ein Entscheidungsspiel austragen.
kicker