Ranieri in Rage: "Der VAR hätte ruhig bleiben sollen"

In Bergamo riss sie, die formidable Roma-Serie von 19 Serie-A-Spielen ohne Niederlage. Das konnte Trainerurgestein Claudio Ranieri akzeptieren - nicht aber den vom VAR zurückgenommenen Elfmeter.
Wütend auf den VAR: Claudio Ranieri. IMAGO/ABACAPRESS
73 Jahre, ab Sommer endgültig im Ruhestand und gemeinhin auch als Gentleman bekannt: Claudio Ranieri.
Nur wenige Minuten nach dem verlorenen Gastspiel bei Champions-League-Teilnehmer Atalanta Bergamo, der den stolzen Roma-Lauf von 19 Serie-A-Spielen ohne Pleite (13 Siege, fünf Remis) beendet hatte, fuhr der Oldie aber aus seiner Haut.
Im Gespräch mit DAZN verfiel er regelrecht in Rage, hielt einen langen Monolag, ließ die Reporterin dabei kaum intervenieren und brach schlussendlich nach Ausführungen des Regelexperten das Interview eiskalt ab mit den finalen Worten: "Schönen Abend noch!"
VAR? "Es ist enttäuschend, dass es keine Einheitlichkeit gibt"Hintergrund der Ranieri-Rage war die 63. Minute, als Ex-Gladbacher Manu Koné nach Zuspiel von Angelino in den Strafraum eindrang und vom nicht sonderlich inspiriert dazwischen gehenden Gegenspieler Mario Pasalic vermeintlich zu Fall gebracht wurde. Schiedsrichter Simone Sozza zeigte daraufhin sofort auf den Punkt, revidierte seine Entscheidung nach VAR-Eingriff und eigener Studie der TV-Bilder aber zwei Minuten später wieder.
Für Ranieri ein grober Fehler in Sachen Verhalten. "Ich sage nicht, ob es Elfmeter war oder nicht. Ich frage, ob der VAR eingreifen kann, wenn es einen Kontakt am Knöchel oder Knie gegeben hat?", schimpfte Ranieri live im TV. In der Tat hatte Pasalic den nach kurzer Verzögerung an ihm vorbeiziehenden Koné berührt, wenngleich dieser den Kontakt auch dankend angenommen beziehungsweise gesucht hatte. "Ich würde gern wissen: War es 60:40? Uns wurde mal gesagt, dass der VAR nur eingreift, wenn die Sache klar (falsch; Anm. d. Red.) ist und es sich um einen eindeutigen Fehler (des Referees; Anm. d. Red.) handelt."
Doch damit nicht genug, Ranieri war hier erst mittendrin beim Entladen seiner Wut: "Wir sehen doch alle, wie Pasalic den Zweikampf falsch angeht, seinen Fuß dazwischen stellt und meinen Spieler trifft. Hier hätte der VAR nicht eingreifen dürfen. Der Schiedsrichter hat den Elfmeter gegeben also hätte es Elfmeter bleiben müssen. Die Regeln aber ändern sich ja von einem Spiel zum nächsten - und das müssen wir akzeptieren. Aber es ist enttäuschend zu sehen, dass es in dieser Liga keine Einheitlichkeit gibt."
Wir würden gern nochmals die Regeln erkärt bekommen ... Haben sie sich verändert?
Und nochmals: "Der VAR hätte ruhig bleiben sollen. So wurde es uns mal erklärt. Wir würden gern nochmals die Regeln erkärt bekommen ... Haben sie sich verändert? Wir würden sie ja sogar akzeptieren, wenn was geändert worden wäre. Aber lasst es uns doch bitte zumindest wissen", schloss Ranieri, um nach Erklärungen des Schiedsrichterexperten - er konnte das Zurücknehmen des Strafstoßes nachvollziehen - keine Lust mehr zu haben und das Interview mit einer Gratulation an Champions-League-Teilnehmer Atalanta abzubrechen mit den Worten: "Pasalic bekommt den Ball nicht, er trifft den Spieler. Wie kann man da 'Nein' sagen? Schönen Abend noch!"
kicker