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Klub-WM: Leere Plätze beim Spiel von Borussia Dortmund und anderen Teams

Klub-WM: Leere Plätze beim Spiel von Borussia Dortmund und anderen Teams

Hätte man die Frage nicht gehört, man hätte unsicher sein können, worüber Niko Kovac sprach. Über das 0:0 seiner Fußballer von Borussia Dortmund zum Start in die Klub-WM gegen Fluminense? Oder um das Drumherum im Metlife Stadium in New Jersey, dem Finalstadion des Wettbewerbs und der herkömmlichen WM im kommenden Jahr? „Es war ok“, sagte der Trainer, und verlieh seiner Überzeugung Ausdruck, dass es sicher noch aufwärtsgehen werde, je länger das Turnier in den USA dauere.

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Die Aussagen hätten zum Auftritt der Dortmunder gepasst, die schwach gewesen waren, aber trotzdem in ihrem wohl schwersten Vorrundenspiel einen Punkt erbeutet hatten, was in der Gesamtabrechnung also mit „ok“ zu bewerten ist. Tatsächlich war Kovac aber dazu befragt worden, dass in dem Stadion, das im Alltag die Heimat der New Yorker NFL-Klubs Giants und Jets ist, mehr als die Hälfte der in verschiedenen Graustufen gehaltenen Sitze leer geblieben war. 82.500 Menschen bietet die Spielstätte Platz, knapp 35.000 waren gekommen. „Ok“ fand Kovac also dieses Verhältnis von Angebot und Nachfrage.

Und tatsächlich war die Stimmung durchaus beschwingt gewesen, was vor allem an der starken Abordnung an Fluminense-Fans lag. Nicht zum ersten Mal bei diesem von der Fifa zur größten Erfindung der Menschheitsgeschichte hochgejubelten Turnier mussten sich die Kamera-Crews aber große Mühe machen, nicht aus Versehen die weiten Teile der Arena zu filmen, die verwaist waren. Schon beim ersten Spiel in New Jersey zwischen Palmeiras und dem FC Porto war die Arena nur etwas mehr als zur Hälfte gefüllt. Ähnlich verhielt es sich bei der Partie zwischen Botafogo und den Seattle Sounders in Seattle. Bei den Partien zwischen dem FC Chelsea und dem Los Angeles FC und zwischen Flamengo und Espérance Tunis war die Auslastung sogar noch schlechter.

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Die Zuschauerproblematik ist ein Thema, seitdem bekannt geworden war, dass die Fifa die einst zu Luxuspreisen angebotenen Karten für das Eröffnungsspiel zwischen Inter Miami (mit Lionel Messi!) und Al-Ahly praktisch hatte verschenken müssen, um das Stadion in Miami einigermaßen voll zu bekommen. Der bisherige Verlauf der Vorrunde zeigt, dass sich der Weltverband verkalkuliert hat bei der Wahl der Arenen.

Es ist gar nicht mal so, dass die Zuschauerzahlen für sich genommen schlecht wären oder die Stimmung bei der Klub-WM an Hoffenheim gegen Wolfsburg erinnern würde. Nur sind die Arenen einfach zu groß für Partien zwischen Vereinen, die dem US-amerikanischen Publikum im Zweifel nichts sagen, und das in einem Sport, mit dem die Menschen in Nordamerika bekanntlich erst noch warm werden sollen durch die Klub-WM.

Laut dem Portal „The Athletic“ drängten Fifa-Mitarbeiter in den USA sogar darauf, das Turnier in den kleineren Stadien der MLS auszutragen, um volle Spielstätten zu haben. Aus der Fifa-Zentrale in Zürich soll aber die Weisung ergangen sein, die großen American-Football-Stadien zu buchen. Und so muss der Weltverband mit Fakten wie diesem leben: Die Lokalzeitung „Atlanta Journal-Constitution“ stellte fest, dass jene etwas mehr als 22.000 Menschen, die das Spiel zwischen Chelsea und Los Angeles im gigantischen, vor acht Jahren eröffneten Mercedes-Benz Stadium besucht hatten, „die kleinste Besucherzahl für ein Fußballspiel in der Geschichte des Gebäudes“ darstellte.

Minusrekord in Atlanta: Nur rund 22.000 Zuschauer beim Spiel zwischen Chelsea und Los Angeles.

Minusrekord in Atlanta: Nur rund 22.000 Zuschauer beim Spiel zwischen Chelsea und Los Angeles.

Quelle: IMAGO/Imagn Images

Die Delegation von Borussia Dortmund gab sich nach dem 0:0 gegen Fluminense Mühe, die Zuschauerthematik differenziert zu betrachten. Trainer Kovac wies darauf hin, dass sich vermutlich eine größere Zahl neutraler Besucher eingefunden hätte, wenn das Spiel nicht für 12 Uhr mittags (Ortszeit) terminiert gewesen wäre. Mittelfeldmann Julian Brandt verwies auf Vorbereitungsspiele in Japan, bei denen die Stadien auch nicht voll gewesen seien: „Dafür gibt es dieses Turnier – um den Fußball weiter in Länder zu bringen, wo er nicht der Nummer-Eins-Sport ist.“

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Solche ausbalancierten Einschätzungen sind von der Fifa natürlich nicht zu vernehmen. Die Klub-WM habe „mit einer mächtigen Demonstration der weltweiten Anziehungskraft“ des Vereinsfußballs begonnen, teilte der Verband in einer Zwischenbilanz zum Zuschauer-Zuspruch mit. Den offiziellen Zählungen zufolge waren bei den ersten acht Spielen insgesamt mehr als 340.000 Menschen in den Stadien, das bedeutet einen Schnitt von 42.500 Zuschauern pro Partie. Bestbesuchtes Spiel war bislang das Treffen von Paris Saint-Germain und Atlético Madrid im Finalstadion der WM 1994 in Pasadena mit mehr als 80.600 Zuschauern.

Insgesamt sind für die Klub-WM laut Fifa bisher knapp 1,5 Millionen Karten verkauft worden. Geteilt durch die insgesamt 63 Partien des Turniers würde das einen Schnitt von 23.800 Zuschauern pro Spiel ergeben, wobei der Verkauf bis zu den jeweiligen Terminen natürlich noch anziehen dürfte. Die Klub-WM wachse weiter „zum unangefochtenen Höhepunkt des globalen Klub-Fußballs“, verkündete deshalb Fifa-Chef Gianni Infantino. Halbleere Stadien beeinträchtigen seine Sichtweise nicht.

rnd

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