FC Bayern - BVB: Die letzte Patrone der Liga verpufft

Neues Spiel, neuer Rekord: Dieser FC Bayern München ist einfach nicht zu fassen. Die nächste Bundesliga-Bestmarke fällt ausgerechnet im deutschen Fußball-Klassiker gegen Borussia Dortmund. Sieben Spiele, sieben Siege. Macht 21 Punkte und eine Tordifferenz von +32. Besser war in der Geschichte der deutschen Eliteliga niemand. Diese Bayern sind nicht zu besiegen, nicht einmal ein Unentschieden ist in dieser Saison gegen die Mannschaft von Trainer Vincent Kompany drin. Die Liga hatte auf Dortmund gesetzt. Auf den Tabellenzweiten und größten Rivalen des Rekordmeisters in den vergangenen zwei Jahrzehnten. Die Bayern ärgern, gar den Lauf stoppen im deutschen Clásico auf dem Weg zum 35. Titel? Die letzte Patrone am siebten Spieltag.
Es wurde lediglich ein Schreckschuss. Durch das verdiente 2:1 bauen die Bayern ihren Vorsprung auf den BVB auf sieben Punkte aus. Die über weite Phasen harmlosen Dortmunder, in der ersten Halbzeit verängstigt und ungefährlich, wurden vorerst abgehängt. Die Rolle des Verfolgerchen, des Kaninchens vor der bayerischen Schlange, hat nun RB Leipzig inne, mit fünf Punkten Rückstand auf den Tabellenführer. Jene Leipziger, die im August mit 0:6 zum Ligastart in München untergegangen waren.
Die Erkenntnis des 2:1 vom Samstagabend durch die Treffer von Harry Kane und Michael Olise und dem – letztlich wirkungslosen – Anschlusstreffer von Julian Brandt: Diese Bayern können auch knapp gewinnen, nicht nur Spektakel und Torrekorde. Sie können verteidigen, einen Vorsprung über die Zeit bringen.
Dabei wurde dem BVB, der sich unter Trainer Niko Kovac im kontinuierlichen Aufschwung befindet und zuvor saisonübergreifend 14-mal in Folge nicht verloren hatte, viel zugetraut in München. Bei den Bayern fiel der zuletzt bärenstarke Serge Gnabry kurzfristig verletzt (Adduktorenprobleme) aus, in der Startelf standen neun Profis, die auf teils weiten Länderspiel-Reisen beansprucht wurden. Kompany hatte auf der Bank kaum noch qualitativ ähnlich starke Wechseloptionen, gegen Ende der intensiven Partie gingen einigen Bayern-Spielern die Kräfte aus. Und dennoch schafft es die zweitbeste Mannschaft der Bundesliga nicht, den Bayern ein Remis abzuringen.
Muss die Liga bald kapitulieren? Der Klassenunterschied ist da, die Spannung weg. Wurden die Bayern bei den zwölf Titelgewinnen in den vergangenen 13 Jahren oftmals schon im Frühjahr, irgendwann um Ostern herum Meister, scheinen sie gefühlt jetzt schon – Mitte Oktober – durch. Als (Herbst-)Meister.
„Man hat nicht das Gefühl, dass die Bayern viel liegen lassen“, sagte Dortmunds Nationalspieler Pascal Groß. Nicht viel? Nichts! Es waren jedoch die Borussen selbst, die vor der Pause zu viel Hochachtung zeigten. „Wir haben uns versteckt – und dann spielen die Bayern dich her, haben zu gute Einzelspieler“, sagte BVB-Kapitän Nico Schlotterbeck im ZDF.
Nach schwacher erster Halbzeit mit null Torschüssen wachten die Gäste auf, hielten tapfer dagegen – zu spät. Vor den Augen von Bundestrainer Julian Nagelsmann verteidigte Bayern, angetrieben von Alleskönner Harry Kane, nun auch Spielmacher und sogar Defensivspezialist, die Führung. Erstmals stießen die Bayern auf Widerstände – auch mal ganz nett. „Wir hauen uns rein, wir stemmen uns dagegen“, freute sich Joshua Kimmich, „das war für uns als Mannschaft ein sehr wichtiger Sieg.“ Ein Statement-Erfolg. Egal wer, egal wie – uns kann keiner was!
„Ich habe den Jungs gesagt: Es geht immer weiter. Kompliment, was sie bisher geleistet haben, aber ich will auch die nächsten elf Spiele gewinnen und dann wieder“, erklärte Kompany, der von 40 Bundesligaspielen mit den Bayern seit August 2024 nur zwei (!) verloren hat, den Hunger und die Gier. Beides lebt der 39-Jährige seiner Mannschaft vor. Nach zwei Unentschieden in der vergangenen Saison (1:1, 2:2) gewann Kompany nun erstmals gegen den BVB – auch der Mini-Bann ist gebrochen. Und die Moral der Konkurrenz? Nächsten Samstag versucht sich die andere Borussia gegen die Bayern, der Tabellenletzte Mönchengladbach. Nächstes Spiel, nächster Rekord?
rnd