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Eklat bei FIFA-Kongress: Riss zwischen Gianni Infantino und der UEFA

Eklat bei FIFA-Kongress: Riss zwischen Gianni Infantino und der UEFA

Erst kam der Chef zu spät, dann reisten einige seiner Untergebenen vorzeitig ab. Der FIFA-Kongress in Paraguay vermittelte alles andere als ein Zeichen der Geschlossenheit innerhalb des Fußball-Weltverbands. Vielmehr scheint das Verhältnis zwischen FIFA-Präsident Gianni Infantino und der Europäischen Fußball-Union (UEFA) ernsthaft gestört zu sein.

Es hatte in der FIFA bereits seit Tagen hinter den Kulissen gegrummelt. Statt sich - wie sonst üblich - bereits vor dem eigentlichen Kongress mit den FIFA-Mitgliedern am Tagungsort zu informellen Gesprächen zu treffen, begleitete Infantino den US-Präsidenten Donald Trump auf dessen Nahost-Reise nach Saudi-Arabien, dem Gastgeber der WM 2034, und Katar, dem WM-Austragungsort 2022.

Viele empfanden das als Affront gegen die FIFA-Mitglieder und auch eine Respektlosigkeit gegenüber Paraguay, dem Gastgeber des Kongresses.

Infantino gehört schon fast zu Trumps Gefolge

Infantino suchte in den vergangenen Monaten immer wieder die Nähe zu Trump. Seit Dezember haben sich die beiden bereits zehnmal getroffen, Infantino war auch bei Trumps Amtseinführung dabei. Der FIFA-Chef spricht von "enger Freundschaft", der US-Präsident lobte Infantino während der Nahost-Reise mit den Worten "Great job, Gianni".

In den USA wird in diesem Sommer die Klub-WM ausgetragen, im nächsten Sommer folgt die Weltmeisterschaft, gemeinsam ausgetragen mit Mexiko und Kanada.

Gianni Infantio und Donald Trump präsentieren im Weißen Haus ein Trikot mit dem Namen Trump und der Rückennummer 26
Gianni Infantino (l.) ist ein gern gesehener Gast bei Donald Trump (r.)Bild: Kevin Dietsch/UPI Photo/IMAGO

Der FIFA-Präsident versäumte nicht nur die sonst üblichen Treffen im Vorfeld des Kongresses, sondern schaffte es nicht einmal rechtzeitig zum geplanten Veranstaltungsbeginn nach Asunción. Die Veranstaltung konnte daher erst mit mehr als dreistündiger Verspätung beginnen. Zum ursprünglich vorgesehenen Zeitpunkt befand sich der Privatjet mit Infantino an Bord noch in der Luft.

Es habe "ein kleines Problem mit unserem Flug" gegeben, entschuldigte sich der FIFA-Chef später kurz bei den Delegierten und betonte, er sei auf wichtiger Mission gewesen. Er habe "wichtige Gespräche mit führenden Politikern und Wirtschaftsvertretern", so Infantino. "Ich hatte das Gefühl, dass ich dort sein musste, um Sie alle zu vertreten, um den Fußball zu vertreten."

Lise Klaveness: "Besorgniserregende Situation"

Das sahen UEFA-Präsident Aleksander Ceferin und andere UEFA-Delegierte, darunter auch DFB-Präsident Bernd Neuendorf, anders. Sie verließen in der Kaffeepause - zur ursprünglich geplanten Abschlusszeit des FIFA-Kongresses - die Veranstaltung und traten die Heimreise an.

"Eine kurzfristige Änderung des Zeitplans, die scheinbar nur privaten politischen Interessen dient, tut dem Fußball keinen Gefallen und scheint seine Interessen zurückzustellen", ließ die UEFA wissen. Ihre Mitglieder seien abgereist, um zu zeigen, "dass der Fußball an erster Stelle steht".

Die norwegische Fußballverbandspräsidentin Lise Klaveness
Norwegens Verbandschefin Lise Klaveness fordert den Respekt Infantinos für die Mitgliedsverbände einBild: Alf Simensen/NTB/IMAGO

Die Situation sei "besorgniserregend", sagte Lise Klaveness. Die Präsident des norwegischen Fußball-Verbands, seit langem für ihr kritisches Verhältnis zur FIFA bekannt, ist seit April Mitglied des UEFA-Exekutivkomitees.

"Wir erwarten nun von der FIFA, dass sie ihren Mitgliedern die Situation erklärt und sicherstellt, dass die Stimmen der Mitgliedsverbände in Zukunft gehört und respektiert werden", so Klaveness.

Keine wichtigen Entscheidungen in Asunción

Was inhaltlich beim Kongress in Asunción, der Hauptstadt des südamerikanischen Staates Paraguay, geschah, ist schnell erzählt. Wie fast immer bei Veranstaltungen der FIFA-Funktionäre gab es viel Applaus. Die Delegierten nickten einige Budget-Vorlagen ab.

Konfliktträchtige Themen wie der Antrag des palästinensischen Fußball-Verbands, Israel zu suspendieren, wurden auf die lange Bank geschoben. Der Vorschlag des südamerikanischen Kontinentalverbands CONMEBOL, das Teilnehmerfeld für die Jubiläums-WM 2030 - 100 Jahre nach dem ersten Turnier - auf 64 Teams aufzustocken, schaffte es nicht einmal auf die Tagesordnung.

So wird vom 75. Kongress der FIFA wohl nur in Erinnerung bleiben, dass der Präsident des Weltverbands es nicht einmal für nötig hielt, pünktlich zu erscheinen. Und dass die UEFA offenbar nicht mehr gewillt ist, Infantinos majestätisches Gehabe zu tolerieren.

dw

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