Die Grasshoppers lassen dem FCZ im Zürcher Derby keine Chance

GC gewinnt das 291. Zürcher Derby gegen den FCZ gleich 3:0. Die jungen Jonathan Asp Jensen und Samuel Marques überragen im Letzigrund.
Christian Merz / Keystone
Es ist schon spät, als Amir Abrashi nach dem Zürcher Derby in die Mixed Zone kommt; der GC-Captain und seine Mitspieler waren noch lange vor der GC-Kurve. Schliesslich hatten sie etwas zu feiern: den ersten Derby-Sieg seit Januar 2024, ein hochverdientes 3:0, nach zuletzt sechs Niederlagen gegen den Stadtrivalen.
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Seit Ende Juli war Abrashi verletzt, doch pünktlich zum Derby ist der GC-Anführer wieder da, in der 88. Minute kehrt er auf den Platz zurück, als die Partie bereits entschieden ist. Nach dem Spiel sagt er: «Heute war ich nicht wichtig.»
Das stimmt zwar nur bedingt, denn Abrashi ist auch wichtig, wenn er nicht auf dem Platz steht: als GC-Anführer, als Anpeitscher, Vorbild und Motivator für die Jungen im Team. Er sagt: «Jonathan und Samuel habe ich vor dem Spiel einen Booster gegeben. Deshalb waren sie so aufgeputscht.»
Zwei junge Spieler entscheiden das DerbyJonathan und Samuel, das sind Jonathan Asp Jensen, 19, und Samuel Marques, 20. Was Abrashi seinen Mitspielern genau mitgegeben hat, ist unklar. Genützt hat es jedenfalls. Denn Asp Jensen und Marques, das sind die Fussballer, die das 291. Zürcher Derby vor 17 329 Zuschauern im Letzigrund zugunsten der Grasshoppers entschieden haben.
Asp Jensen orchestriert am Samstagabend das GC-Offensivspiel. Er ist jederzeit anspielbar, spielt kluge Pässe, sucht immer wieder den Abschluss. Und zeigt in der 35. Minute, wie man einen Konter perfekt abschliesst: Nach einem Ballverlust des FCZ-Spielers Steven Zuber schalten die Grasshoppers schnell um, Marques lanciert Asp Jensen. Der lässt Mariano Gómez mit einem Haken alt aussehen und schlenzt den Ball ins weite Eck – es ist bereits das vierte Saisontor des Dänen, der jüngst bereits gegen Lugano und Lausanne getroffen hat.
Das 1:0 für GC hätte bereits Marques erzielen können. Doch der rechte Flügelspieler sieht seinen Flachschuss in der der 7. Minute vom FCZ-Goalie Yanick Brecher mit dem Fuss pariert.
Was er mit der ersten Torchance des Spiels noch verpasst hat, holt Marques dann kurz nach dem Seitenwechsel nach: In der 54. Minute greifen die Grasshoppers einmal mehr über Asp Jensen an, der passt quer durch den Strafraum zu Marques. Dessen Schuss missglückt insofern, als er sich den Ball selbst ans Standbein schiesst. Doch das bewirkt eine eigenartige Rotation, der Ball kullert für Brecher unhaltbar via Pfosten ins Tor – 2:0.
Mit seinem ersten Goal für die nächste Grasshoppers krönt Marques, der erst seit dieser Saison regelmässig zum Einsatz kommt, eine herausragende Leistung in seinem ersten Stadtderby.
Kompakt verteidigen – und sofort vertikal spielenMarques und Asp Jensen stehen sinnbildlich für die starke Entwicklung des jungen GC-Kollektivs in den vergangenen Wochen. Bei seinem Stellenantritt im Juli hatte der GC-Trainer Gerald Scheiblehner gesagt, es werde drei bis sechs Monate dauern, ehe seine Handschrift zu erkennen sei. Nun, Anfang Oktober, sind die Konturen sichtbar: GC verteidigt unter Scheiblehner kompakt, überbrückt nach Balleroberungen mit vertikalen Pässen schnell das Mittelfeld und sucht sofort den Abschluss.
Vor allem aber ist es Scheiblehner gelungen, aus Einzelspielern ein funktionierendes Kollektiv zu formen, in dem jeder alles gibt für den andern: Das zeigt sich etwa darin, wie Abrashi die jungen, unerfahrenen Spieler auf das Stadtderby einschwört. Wie diese die Unterstützung des Captains mit Leistung zurückzahlen. Oder wie im Derby jeder GC-Akteur die Grätsche seines Mitspielers feiert. Sie alle wissen, dass GC nur so Erfolg haben kann: gemeinsam.
Ganz anders zeigt sich seit längerem der FC Zürich. Individuell ist dessen Kader auf fast jeder Position besser besetzt als bei den Grasshoppers. Doch der FCZ wirkt seit dem Saisonstart nicht wie ein Team, sondern eher wie eine Ansammlung von Transferwerten, in der jeder für sich selbst spielt.
Sinnbildlich dafür steht denn auch die beste FCZ-Chance im Derby: In der 35. Minute könnte Jahnoah Markelo nach einem Zuckerpass von Steven Zuber seinen Mitspieler Philippe Keny bedienen, der vor dem leeren Tor steht. Stattdessen wählt Markelo den Torschuss, Justin Hammel pariert.
Vor der Pause hat der FCZ aber immerhin einige gute Vorstösse über die Flügel Matthias Phaeton und Markelo. Danach ist selbst davon nichts mehr zu sehen. Der Trainer Mitchell van der Gaag sagt: «In der zweiten Halbzeit haben wir nicht eine Torchance kreiert. Das sagt einiges.»
GC belohnt sich für eine gute PartieDie Grasshoppers kommen in der 82. Minute dank Nikolas Muci sogar noch zum 3:0. Der eingewechselte Stürmer verwandelt einen streng gepfiffenen Handspenalty souverän, ehe der GC-Stürmer Luke Plange in der Schlussphase nach einer Tätlichkeit noch vom Platz fliegt.
Doch der Platzverweis dürfte den Grasshoppers nach dem Derby-Sieg ziemlich egal sein. Seit dem Saisonstart waren sie in keinem Spiel das schlechtere Team. Doch mehrfach verpassten sie es, gute Partien auch in Zählbares umzumünzen. Im Stadtderby gegen den FCZ ist GC das endlich gelungen.
nzz.ch