Der FC Basel und Xherdan Shaqiri nehmen die Geschenke dankbar an und rasen dem Meistertitel entgegen


Kasim Adams wird bald 30-jährig, hat für YB, den FC Basel und den Servette FC über 90 Spiele in der Super League hinter sich, in der Bundesliga summieren sich immerhin über 40 Einsätze, dazu etwas Europacup-Zeit, auf allen Stufen.
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Adams hat Erfahrung. Doch was er sich in der ersten Halbzeit im für die Super League kapitalen Match des Servette FC im St.-Jakob-Park leistet, ist so etwas wie die Einladung an die Adresse des FC Basel, doch bitte möglichst schnell den Meistertitel zu erringen und die Liga an der Spitze lahmzulegen.
Der FC Basel ist gut, bisweilen meisterlich, in luftigen Höhen nach nie für möglich gehaltenen Tiefen in der letzten Saison. Und wenn ihm die Konkurrenz dabei Spalier steht und ihn mit Devotionalien eindeckt, wirkt alles so leicht, als hätte es die Jahre der Dürre und der Fragezeichen nie gegeben.
Shaqiri erregt dauerhaft AufsehenNatürlich ist Xherdan Shaqiri so etwas wie die entscheidende Zutat im Basler Zaubertrank. Aber deshalb muss man ihm nicht gleich den Ball zuspielen, wie dies der bedauernswerte Kasim Adams tut. Ziemlich unbedrängt ist er in der 28. Minute, er zögert, spielt als hinterster Servette-Feldspieler den fatalen Querpass ins Genfer Nirgendwo – Shaqiri übernimmt, und weil ihm das Spielglück hold ist, fliegt der Ball via Goalie Joël Mall in hohem Bogen ins Tor – 1:0.
Da Kasim Adams noch nicht genug hasardiert hat, steht er wenige Minuten nach dem Rückstand auch dem zweiten Basler Tor Pate. Fehlpass, kein Tempo, nur noch Sicht von hinten. Shaqiri läuft und spielt mit einem «Zuckerpässle» (Zitat Speaker) Albian Ajeti an, der zum 2:0 trifft. So geht das zu und her. Man reibt sich spätestens in jenem Moment die Augen, als Ajeti zum 3:0 trifft. Es gibt nichts Einfacheres, als Schweizer Meister zu werden.
38 Minuten gespielt, Feststimmung im St.-Jakob-Park. Die schwache Genfer Hoffnung verflüchtigt sich kurz nach der Pause, als Alexis Antunes wegen der zweiten gelben Karte des Feldes verwiesen wird. Ach, du lieber Servette FC, kann alles noch schlimmer kommen? Kasim Adams holt sich mit einem Tor noch etwas Genugtuung in minimaler Dosis. Der Rest ist Basel – oder Shaqiri.
Die vor lauter Spielfreude nur so strotzende Nummer 10, der Captain, auf den sich alle Augen richten, zeigt die fast schon erwartete Show. In der zweiten Halbzeit bereitet Shaqiri zwei weitere Tore vor und schraubt seine beeindruckende Saisonbilanz auf 15 Tore und 20 entscheidende Torvorlagen. Shaqiri, der Zucker-Fuss mit Pässen, wie sie in dieser Liga selten genug zu sehen sind. Da braucht man nicht lange zu debattieren, an wem der sich abzeichnende Basler Erfolg vor allem festzumachen ist.
Der FC Basel hat die Gunst des Publikums wiederNach langer Durststrecke erzielt Albian Ajeti seine Saisontore 7 und 8 – auch dank Shaqiri. Ajeti hat Vertrauen in sich aufgesogen und kommentiert hinterher die Leistung des Teams und die Performance des Publikums mit dem Wort «überragend». Über 32 500 sind gekommen, der FC Basel ist en vogue und begrüsst wieder über 25 000 Fans pro Match.
Auch da knüpft er an alte Zeiten an und lässt die Publikums-Delle, die im Zuge von Corona und bescheideneren Resultaten auszumachen war, in Vergessenheit geraten. Da waren es weniger als 22 000. Eine Delle allerdings, die nicht allzu tief war und im Vergleich mit der Konkurrenz eigentlich kaum der Rede wert ist.
Die Liga setzt zum Auftakt der Meisterrunde den Vergleich des Tabellenersten mit dem Zweiten an, sie fordert die Vorentscheidung richtiggehend heraus, und schon erweitert sich der Vorsprung des FC Basel auf neun Punkte. Und dies vier Runden vor Schluss. So kann der FCB schon am nächsten Wochenende Meister werden. Er spielt am Samstag in Lugano, derweil Servette am Sonntag den strauchelnden Noch-Meister YB empfängt.
Fabio Celestini suhlt sich in der EuphorieWährend draussen im Stadion vorzeitige Basler «Meister»-Gesänge zu hören sind, trotten die Genfer drinnen mit hängenden Köpfen zur Kabine. Der Sportchef René Weiler klatscht jeden ab, zieht die Schultern hoch, will gegenüber den Medien nichts sagen, doch die Enttäuschung ist ihm ins Gesicht geschrieben. Denn er weiss, was es geschlagen hat. Der Servette-Trainer Thomas Häberli gratuliert dem Gegner zum Sieg – und, wie er denkt, «auch zur Meisterschaft». Da kann man kaum darum herumreden.
Das weiss auch Fabio Celestini, der Coach des FCB, über dessen Basler Zukunft die «Basler Zeitung» noch vor wenigen Wochen Zweifel gesät hat. Doch davon wird nicht mehr gesprochen. Celestini ist nach dem Spiel kaum zu bremsen, geladen mit Glückshormonen, und sagt, dass es immer noch darum gehe, «einen Traum wahr zu machen».
Noch fehlt ein Schritt. Celestini sagt nach dem siebenten Sieg in Folge: «Die Equipe verdient sich das.» Und fügt an, dass die jungen Spieler «wie über den Rasen fliegen».
Der Schweizer Klubfussball würde Basel ganz zu Füssen liegen, wenn nicht das Frauenteam gleichentags in einem Nebenstadion nach einer deftigen und auf dramatische Weise erlittenen 1:4-Niederlage gegen GC den Einzug in den Play-off-Final gegen YB verpasst hätte. Die Frauen des FC Basel haben keine Geschenke erhalten.
nzz.ch