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Bundesliga-Rekordschiedsrichter Felix Brych geht in Rente

Bundesliga-Rekordschiedsrichter Felix Brych geht in Rente

Das 359. Mal wird das letzte sein. Wenn Felix Brych am Samstagnachmittag (17.05.2025) die Partie zwischen dem FC Augsburg und Union Berlin abpfeift, ist seine Karriere als Bundesliga-Schiedsrichter vorbei.

"Ich bin aufgeregt", gab er vor dem Wochenende in einer Instagram-Botschaft zu. "Ich habe viele Leute eingeladen. Ich weiß, dass sich einige Leute etwas ausgedacht haben. Ich freue mich, dass alle, die mir wichtig sind, zu diesem besonderen Tag kommen."

Freiwilliger Rückzug mit 49 Jahren

Der 49-Jährige geht freiwillig, denn eine Altersbegrenzung für Schiedsrichter gibt es in Deutschland seit einiger Zeit nicht mehr. Allerdings spürt er sein Alter mittlerweile. "Als Sportler merkt man irgendwann, dass es immer schwieriger wird, diesem Leistungsniveau standzuhalten. Das Training wird auch immer beschwerlicher", sagte Brych, als er im Februar sein Karriereende ankündigte.

Wenn am Samstag gegen 17:20 Uhr MESZ zum letzten Mal seine Pfeife ertönt, ist es genau 7567 Tage her, dass er zum ersten Mal ein Bundesligaspiel angepfiffen hat.

"Die Bundesliga war der Wahnsinn. Und sie war es wert, alles reinzuhauen", sagt der Referee über seine mehr als zwei Jahrzehnte in der höchsten deutschen Spielklasse - und zieht eine positive Bilanz: "Ich gehe nur mit guten Gefühlen. Es war ein toller Job, ich hatte unfassbar viel Spaß."

Bundesligadebüt mit Jürgen Klopp und Niko Kovac

Seine Premiere in der Bundesliga gab Brych am 28. August 2004 im Berliner Olympiastadion bei der Partie Hertha BSC gegen den FSV Mainz 05. An der Seitenlinie stand für Mainz damals Jürgen Klopp, auf dem Platz unter anderem der heutige BVB-Trainer Niko Kovac für Hertha und Ex-Leipzig-Coach Marco Rose für die Mainzer. Am Ende hieß es 1:1, und Brych hatte nur zweimal die Gelbe Karte zücken müssen.

Schiedsrichter Felix Brych diskutiert mit Sergej Barbarez vom Hamburger SV
2004 kommt Brych mit 29 Jahren in die Bundesliga und erarbeitet sich dort schnell den Respekt der Bundesliga-ProfisBild: imago images

Es folgten zwei Jahrzehnte mit vielen Partien auf höchstem Niveau: neben der Bundesliga auch Spiele der Champions League und Europa League, dazu Länderspiele. Brych war bei den Fußball-Weltmeisterschaften 2014 und 2018 sowie den Europameisterschaften 2016 und 2021 im Einsatz. Außerdem durfte er bei den Olympischen Spielen 2012 pfeifen.

Highlights waren die Finalspiele, in denen Brych die Mannschaften als Unparteiischer aufs Feld führte. Er leitete das Champions-League-Endspiel 2017 zwischen Juventus Turin und Real Madrid, das Finale der Europa League 2014 zwischen dem FC Sevilla und Benfica Lissabon, außerdem 2015 und 2021 die DFB-Pokal-Endspiele in Berlin. Sechsmal wurde er Deutschlands Schiedsrichter des Jahres, 2017 und 2021 sogar Weltschiedsrichter des Jahres.

Nach Phantomtor: "Rückfahrt war fürchterlich"

Kurios in Erinnerung bleiben wird das "Phantomtor", das Bayer Leverkusens Stefan Kießling am 18. Oktober 2013 bei der TSG Hoffenheim erzielte. Kießling setzte einen Kopfball knapp neben den Pfosten, doch durch ein Loch im Tornetz mogelte sich der Ball von außen noch ins Tor. Brych entschied auf Treffer, und alle schauten sich erstaunt an. Zwar protestieren einige Hoffenheimer, doch da es damals weder Torlinientechnik noch Videobeweis gab, galt die Tatsachenentscheidung auf dem Platz.

"Ich habe es nicht richtig gesehen, aber ich dachte, der Ball sei vorbei gegangen", sagte Torschütze Kießling später in einem Zeitungsinterview. Vor dem Wiederanpfiff fragte er sogar noch bei Brych nach, ob der Ball tatsächlich drin gewesen sei. Doch der ließ die Pfeife ertönen und setzte das Spiel fort - damit zählte der Treffer.

Proteste einiger Hoffenheimer Spieler bei Schiedsrichter Felix Brych nach dem Phantomtor von Leverkusens Stefan Kießling
Leverkusens Spieler jubeln, die Hoffenheimer protestieren - richtig gesehen, wie genau der Ball im Tor gelandet ist, hat keinerBild: Jan Huebner/imago sportfotodienst

"Die Rückfahrt und auch die nächsten drei, vier Tage waren fürchterlich. Ich hatte ein Tor gegeben, das keins war", erinnert sich Brych in einem Interview mit Sport1. Damals stand er nur wenige Monate vor seiner ersten WM-Teilnahme. "Das ist das große Ziel jedes Schiris, das fing dann alles nochmal an zu wackeln."

Doch Brych überstand diese schwierige Phase und die Kritik und Häme, die ihm teilweise entgegenschlug. "Ich glaube, es war immer meine Stärke, dass ich mich fokussieren konnte, die Rückschläge annehmen, verarbeiten und in Kraft umsetzen", sagt er.

Mit Disziplin zurück nach Kreuzbandriss

Dass er seine Karriere erst jetzt beendet und sie nicht bereits vor anderthalb Jahren zu Ende ging, ist ebenfalls Brychs Durchhaltevermögen zuzurechnen. Am 25. November 2023 leitete er sein 344. Bundesligaspiel und stellte damit die Bestmarke des bisherigen Rekord-Schiedsrichters Wolfgang Stark ein.

Allerdings konnte er die Partie nicht auf dem Platz beenden, sondern musste in der Halbzeitpause wegen einer schweren Verletzung durch den vierten Offiziellen ersetzt werden.

"Ich habe zweimal am Boden gelegen und dachte: Das kann nicht wahr sein. Ich bin weggeknickt. Ich habe schon gemerkt, dass es nicht gut ist im Knie", sagte er damals. Brych hatte einen Kreuzbandriss erlitten und musste um die Fortsetzung seiner Laufbahn bangen.

Schiedsrichter Felix Brych mit schmerzverzerrtem Gesicht am Boden
Eine falsche Bewegung: Im Spiel Frankfurt gegen Stuttgart zieht sich Brych 2023 einen Kreuzbandriss zuBild: Arne Dedert/dpa/picture alliance

Doch er kämpfte sich durch die Reha und feierte ein Comeback. Nach acht Monaten stand Brych wieder auf dem Platz. "Felix kam von Anfang an hochmotiviert hier rein, hat natürlich auch immer mal wieder ein Loch gehabt, aber da hat er sich selber immer wieder rausgekämpft", erzählt Reha-Trainer Kevin Hingerl im BR-Interview.

Erfahrung weitergeben beim DFB

15 Bundesligaspiele kamen in dieser Saison noch hinzu, nun ist endgültig Schluss. Doch der Schiedsrichterei und dem Fußball wird Brych nicht verlorengehen. Der 49-Jährige möchte seine Erfahrung innerhalb des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) weitergeben. In welcher Rolle er das tun wird, ist noch nicht abschließend geklärt.

Wie immer seine neue Aufgabe konkret aussieht, Felix Brych wird sie genauso angehen, wie er es bei all seinen Spielen zuvor als Schiedsrichter auch getan hat: fokussiert und mit vollem Einsatz. "Ich freue mich auf das, was danach kommt", sagt er.

dw

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