Sprache auswählen

German

Down Icon

Land auswählen

Germany

Down Icon

YB stellt sich schnell und radikal neu auf – die Transferflut erinnert an den FC Basel

YB stellt sich schnell und radikal neu auf – die Transferflut erinnert an den FC Basel
Der 29-jährige frühere Nationalspieler Edimilson Fernandes soll YB Stabilität verleihen.

Dominika Kortvelyesiova / EPA

Wer die personellen YB-Bewegungen auflistet, droht den Überblick zu verlieren. Da wurde so viel ausgewechselt, dass der Vergleich mit dem Personalkarussell im FC Basel nicht fern ist. Es scheint, als habe in Bern eine «Degenisierung» stattgefunden, benannt nach David Degen, dem Klubchef in Basel. Schneller An- und Verkauf von meist jungen Spielern, Geld machen, Impulse setzen. Identifikation nebensächlich.

NZZ.ch benötigt JavaScript für wichtige Funktionen. Ihr Browser oder Adblocker verhindert dies momentan.

Bitte passen Sie die Einstellungen an.

Am Ende jubelten die Fans im Erfolg ohnehin, sagt jemand, der im Transferwesen beschäftigt ist. YB wie das Trading-Unternehmen Basel? Das wollen sie in Bern nicht hören, da halten sie sich gegenseitig die Ohren zu.

Die letzte YB-Saison hat Furchen hinterlassen, obschon sich der 3. Rang vom historischen Basler Absturz im Jahr davor abhebt. Dass sich die Berner dennoch für eine Rundumerneuerung entschieden haben, überrascht weniger als deren Tempo und Radikalität. Als müssten sie auf die Schnelle nachholen, was zuvor verpasst worden ist. Auch verdiente Spieler kommen unter die Räder.

Auch eigene Spieler verlassen das Haus

YB schreckt vor harten Entscheiden nicht zurück. Lewin Blum ist nach Belgien und der Goalie David von Ballmoos nach Lugano transferiert worden. Beide leihweise. Erhält Sandro Lauper nicht mehr Spielzeit, ist auch sein Abgang absehbar.

Das Trio stammt aus dem eigenen Nachwuchs und hat meisterliche Zeiten mitgestaltet. Der 30-jährige von Ballmoos wird vom Klub zur Verabschiedung als «erfolgreichster Spieler in der 127-jährigen Vereinsgeschichte» bezeichnet. Der Rechtsverteidiger Blum galt lange als Aufsteiger.

Bis zur Saison 2024/25, die viel verändert hat. Leader fehlten. Spieler wuchsen nicht zu Leadern heran. Andere wollten weg, kamen aber nicht weg. Oder durften nicht weg. Verletzungen kamen dazu. Neun Platzverweise standen für Disziplinlosigkeiten. Hierarchie-Gerangel im Torhüterbereich, wo Marvin Keller von Ballmoos verdrängte. Mit Patrick Rahmen, Joël Magnin und Giorgio Contini versuchten sich drei Trainer. Als wäre YB der FC Sion.

Christoph Spycher gilt als sportliches YB-Gewissen.

Das Team hat nicht mehr viel mit dem zu tun, das vor einem Jahr früh ins Schlingern geriet. Viele sind weg. Von Ballmoos, Blum, Cedric Itten (Fortuna Düsseldorf), Kastriot Imeri (Thun), Cheikh Niasse (Hellas Verona), Zachary Athekame (AC Milan), Filip Ugrinic (Valencia), Mohamed Ali Camara (Maccabi Tel Aviv) und Meschack Elia (Alanyaspor). Die Liste ist nicht vollzählig.

Die vielen YB-Transfers lohnen sich finanziell

Vor allem Athekame, Ugrinic und Niasse hieven das YB-Transfersaldo deutlich ins Millionenplus, obschon der Klub auf der anderen Seite ungewohnt kostspielig investiert hat. Die auffälligsten Neuen sind Christian Fassnacht und Chris Bedia, die schon im Winter dazugestossen sind. Dazu kommen der bosnisch-schwedische Mittelfeldspieler Armin Gigovic sowie die Schweizer Edimilson Fernandes und Grégory Wüthrich.

Das stärkste Signal ist jedoch die Verpflichtung des 22-jährigen Alvyn Sanches, der sich schon vor zwei Jahren zu YB bekannt haben soll. Damals stellte sich der FC Lausanne-Sport noch quer. Punkto Transfersumme reichen die Mutmassungen bis zu 4 Millionen Franken. Ohne Verletzung wäre Sanches zweifellos ins Ausland transferiert worden, sein Kreuzbandriss dürfte Lausanne etwa 5 Millionen gekostet haben. YB macht mit ihm eine Investition in die Zukunft. Der Lohn soll erheblich sein.

Die sportliche Leitlinie gibt in Bern unvermindert der Klubmitbesitzer Christoph Spycher vor. Enge Wegbegleiter sagen, dass Spycher über Gebühr und «wie ein Hund» gelitten habe in der letzten Saison. Er sagt heute: «YB war erfolgsverwöhnt. Das verstärkt die Wucht der Reaktionen. Man fällt von weiter oben nach unten und muss gegen Widerstände kämpfen.» Und jetzt? YB wie Basel als Durchlauferhitzer mit wenig Identifikation? «Letzte Saison hiess es, YB mache zu wenig und alles sei bei YB immer ähnlich», entgegnet Spycher.

David von Ballmoos wollte nicht die Nummer 2 sein

YB darbte, zu leichtfertig und leichtgläubig waren Spycher und seine Mitstreiter im Sommer 2024 nach 6 Titeln in 7 Jahren vorgegangen. Spycher nahm den Wandel in die Hand. Spycher habe YB wieder herrichten wollen, sagt jemand, der ihn gut kennt. Es ging darum, «einen Umbruch einzuleiten, das Team mit frischer Qualität zu versorgen und Geschichten zu beenden», wie Spycher sagt. Selbst Geschichten, die Spycher besonders schmerzen. Von Ballmoos begleitet er seit Jahren. Jetzt sagt Spycher: «Von Ballmoos wollte bei uns nicht die Nummer 2 sein. Dazu gibt es die Realität des Marktes.»

𝐘𝐁 𝐯𝐞𝐫𝐩𝐟𝐥𝐢𝐜𝐡𝐭𝐞𝐭 𝐀𝐥𝐯𝐲𝐧 𝐒𝐚𝐧𝐜𝐡𝐞𝐬 ✍️👉 https://t.co/WErC72KuBu

🇨🇭 Der Schweizer Nationalspieler Alvyn Sanches wechselt mit einem Vierjahresvertrag zu YB. Der 22-Jährige war in der vergangenen Saison zum besten Spieler der Brack Super League ausgezeichnet… pic.twitter.com/PpDWUo4M7Z

— BSC YOUNG BOYS (@BSC_YB) September 1, 2025

YB wirft mehr Geld auf als auch schon. Dennoch winkt Spycher ab, als er gefragt wird, ob er Prinzipien angepasst habe. Er spricht von «neuen Dynamiken», die eingebracht worden seien. Und vom «Paket», also davon, dass jeweils nicht nur der Klub, sondern auch die Spieler Veränderungen anstreben. Bisweilen hat sich unter den Spielern die Haltung eingeschlichen: Eigentlich möchte ich weg, aber sonst bleibe ich halt bei YB. «Das kann es nicht sein», sagt Spycher.

Die Veränderungen erfassen nicht nur die Spielerebene. Auch im Staff gab’s Zäsuren im Athletik-, Video- und Materialbereich. Im Verwaltungsrat ging das Präsidium nach vielen Jahren von Hanspeter Kienberger zum in Bern als Vermittler bekannten Marcel Brülhart über. Als «Entwicklungscoach» zwischen dem Nachwuchs und dem A-Team ist neu im Mandat der frühere Fussballer Christian Schneuwly installiert, was die Kommunikation und die Chancen für interne Aufstiege verbessern soll.

Das kann in Zeiten, in denen eigene Spieler flüchten, nur von Vorteil sein. Spycher argumentiert mit dem Hinweis auf den 16-jährigen Berner Olivier Mambwa dagegen, der unlängst debütierte.

Mathieu Béda kennt den Verhandlungstisch

Zu einem markanten Wechsel kam es auf dem Posten des Sportchefs. Steve von Bergen, auch er ein früherer YB-Meisterheld, verliess den Klub. Spycher rückte näher ans Team heran. Als «hartnäckiger, seinen Machtbereich ausdehnender Dealmaker» gilt laut Spielerberatern seither Mathieu Béda, der frühere Fussballer und Spieleragent, der die Seiten gewechselt hat.

Béda war im Fall Sanches federführend und hat auch sonst im Transferwesen mehr Einfluss als vor ihm von Bergen. Béda kennt das Geschäft und war als Berater beteiligt, als YB 2017 Denis Zakaria für 12 Millionen nach Mönchengladbach verkaufte. Davon rührt der Kontakt zu Spycher her. Béda ist ein weiterer Grund dafür, dass YB im Moment näher zum FC Basel gerückt ist. Auch David Degen war früher Spieleragent.

nzz.ch

nzz.ch

Ähnliche Nachrichten

Alle News
Animated ArrowAnimated ArrowAnimated Arrow