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Warum Frankfurt nicht mehr die Schießbude der Liga ist

Warum Frankfurt nicht mehr die Schießbude der Liga ist

Robin Koch (Mitte) nutzt seine breiten Schultern im Zweikampf mit Karim Adeyemi.

Die Eintracht hat vorerst die Gegentorflut stoppen können. Trotz des Ausscheidens gegen Dortmund macht die Leistung den Frankfurtern Hoffnung, dass sie ihre defensive Stabilität wiedergefunden haben.

Dass das Elfmeterschießen so ausging, wie es ausging, zu Ungunsten der Frankfurter Eintracht, ist "extrem ärgerlich" (Sportvorstand Markus Krösche) und "unglücklich" (Kapitän Robin Koch), gleichzeitig kam es nicht ganz überraschend. Das jedenfalls lassen die Zahlen erahnen. Zum einen nämlich hält BVB-Torwart Gregor Kobel rein statistisch jeden fünften Elfer, was bei meist fünf Schüssen in einem Shootout sehr hilfreich ist. Zum anderen konnten die Frankfurter Fehlschützen des DFB-Pokalduells mit Borussia Dortmund bisher wenig Erfahrung in dieser Nervendisziplin vorweisen.

Farès Chaibi zum Beispiel war laut aller herauskrambaren Werte in seiner noch jungen Profikarriere noch nie angetreten aus elf Metern, Ritsu Doan hierzulande ebenso wenig. Der Japaner immerhin hatte es vorher sechsmal für sein Heimatland probiert – und kann dabei eine 66-prozentige Erfolgsquote vorweisen. Gegen Dortmund grüßte sein Ball dagegen die Wolken am Nachthimmel. Und zu guter Letzt wäre da noch Michael Zetterer, der Eintracht-Torwart, der erneut stark spielte und dessen Vorzüge dennoch woanders liegen, als beim Vereiteln von Elfmetern: in Deutschlands Profiligen bekam er noch nie einen Versuch zu fassen. Nun ja.

Es geht doch - auch gegen Topteams

Trotzdem ordneten die Frankfurter Beteiligten das bittere Pokal-Aus hinterher richtig ein: als gute Leistung mit schlechtem Ausgang. Die Eintracht gewann mehr Zweikämpfe, spielte genauere Pässe als der BVB, schoss häufiger auf des Gegners Kasten, war gerade in der Verlängerung die bessere, weil aktivere Mannschaft. Das hilft zwar nichts und wird mittelfristig lediglich unnützes Wissen sein, kurzfristig aber sollten die Hessen daraus Zuversicht saugen. Motto: Es geht doch, auch gegen Topteams - nicht nur in der Offensive, sondern auch in der Defensive. Denn wie schon zuletzt in der Bundesliga gegen St. Pauli verteidigten die Frankfurter die allermeisten Bemühungen des Gegners mit Konsequenz weg - das Gegentor, das nicht nur durch einen VAR, sondern auch mehrfach durch Eintracht-Verteidiger zu verhindern gewesen wäre, mal ausgeklammert.

"Wir wollten Eintracht-Frankfurt-like auftreten", sagte Trainer Dino Toppmöller und meinte neben fußballerischen Aspekten damit vor allem die von ihm oft benannte Schärfe im Spiel gegen den Ball: "Das haben wir dann auch gemacht." Die so wichtige Stabilität scheint zurück – zumindest deuten die Spiele gegen Pauli und Dortmund darauf hin.

Koch steigert sich, Zetterer stabilisiert

Am besten lässt sich das wohl an Abwehrchef Koch festmachen, der nach seinen vielen individuellen Patzern in den vergangenen Wochen gegen die Borussia eine astreine Vorstellung bot. Körperlich präsent, in der Luft eine Wucht, am Ball sicher. Ähnlich ließ sich auch die Leistung von Nebenmann Arthur Theate einordnen. Auf rechts brachte zudem Rasmus Kristensen die gewohnte Giftigkeit ins Spiel und auf links ist Nathaniel Brown gerade dabei, sein Niveau aufs nächste Level zu hieven. Der Neu-Nationalspieler überzeugte zuletzt gegen die zwei derzeit besten Bundesliga-Flügelspieler, Bayerns Michael Olise und Dortmunds Karim Adeyemi.

Wieso bei der Eintracht heute etwas funktioniert, was gestern und vorgestern überhaupt nicht klappte, die Defensivarbeit, ist sicher nicht gänzlich aufzulösen, hat viel auch mit weichen Faktoren wie dem richtigen Fokus oder Selbstvertrauen zu tun. Einige handfestere Punkte aber lassen sich schon zusammentragen – womit man wieder bei Torwart Zetterer wäre. Der ehemalige Bremer Torwart zeigte nach seiner Rückkehr unter die Latte drei derart starke Auftritte, dass die Frage gestattet sein sollte, warum er diesen Posten überhaupt kurzzeitig räumen musste.

Zetterer jedenfalls pariert nicht nur Bälle, sondern strahlt Souveränität aus, führt die Hintermannschaft lautstark an. Die These, dass er hinter Manuel Neuer der zweitbeste Fußballer im deutschen Torwartmetier ist, untermauerten die letzten Auftritte ebenfalls.

Veränderte Systematik mit Vor- und Nachteilen

Neben dieser wichtigen Personalie scheint sich auch die veränderte Systematik positiv auf die Kompaktheit auszuwirken. Im Spiel gegen den Ball agierte die Eintracht zuletzt mit einer Dreier- respektive Fünferkette. Der eigentliche Rechtsverteidiger Kristensen rückte etwas weiter ins Zentrum, Doan an seine Seite – manchmal auch erst nach deutlich vernehmbaren Hinweisen des schreienden Dänen. Im eigenen Aufbau flitzte Doan dann regelmäßig wieder auf seinen angestammten Posten weiter vorne. Dass diese Schienenspieler-Rolle, die mit enorm viel Laufarbeit verbunden ist, dem Japaner sichtlich Kräfte kostet, sollte als Nachteil des Ansatzes benannt werden.

Auch an anderen Stellen läuft sicher noch nicht alles ideal. Sechser Hugo Larsson etwa ist weit von seiner Spitzenform entfernt, Nebenmann Chaibi setzt zwar offensive Impuls, hat defensiv aber Steigerungspotenzial. Zudem ist Ellyes Skhiri offenbar nach längerer Verletzungspause zu Saisonbeginn noch nicht in der Lage, jedes Spiel über die volle Distanz zu gehen. Gleiches gilt für den Vertikalpass-Virtuosen Mario Götze, der sich immerhin mehr und mehr Einsatzminuten erarbeitet. Dass deshalb Senkrechtstarter Can Uzun in den Highlight-Partien gegen Liverpool und Dortmund jeweils zu Beginn auf der Bank Platz nehmen musste, ist noch mal ein ganz anderes Thema.

Sendung: hessenschau Sport, 29.10.25, 17:55 Uhr

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