Mönchengladbach trennt sich von Trainer Seoane

Bundesligist Borussia Mönchengladbach hat Trainer Gerardo Seoane mit sofortiger Wirkung freigestellt. U23-Trainer Eugen Polanski übernimmt zunächst.
Ein Punkt aus drei Spielen, kein einziges Tor: Nur 22 Stunden nach dem Heimdebakel gegen Werder Bremen (0:4) haben die Bosse von Borussia Mönchengladbach reagiert und Trainer Gerardo Seoane entlassen. Dem Schweizer gingen am Ende die Argumente aus, saisonübergreifend wartet Gladbach seit zehn Begegnungen auf einen Sieg.
"Nach einer intensiven Aufarbeitung unseres Saisonstarts sind wir zu der Überzeugung gelangt, dass wir eine Änderung auf der Position des Cheftrainers vornehmen müssen", sagte Gladbachs Sport-Geschäftsführer Roland Virkus: "Nach nun saisonübergreifend zehn Bundesligaspielen ohne Sieg ist bei uns der Glaube geschwunden, dass der Umschwung mit Gerardo gelingen kann."
Stundenlange KrisensitzungVor der Verkündung hatten die Bosse eine mehrstündige Krisensitzung abgehalten. Noch am Vormittag hatte Seoane das Training der Gladbacher geleitet. U23-Trainer Eugen Polanski wird die Fohlen-Elf bei den kommenden Aufgaben betreuen.
Das Startprogramm für den neuen Trainer hat es in sich: Am Sonntag geht es zu Bayer Leverkusen, danach kommt Eintracht Frankfurt in den Borussia-Park. Der frühesten Trainer-Entlassung der Vereinshistorie ging ein mieser Saisonstart voraus. Schlechter als in dieser Spielzeit war die Bilanz in 58 Jahren Bundesliga nur in der Saison 2015/16 (0 Punkte, 2:8 Tore).
Kritik immer intensiverSchon nach der Nullnummer zum Saisonauftakt im heimischen Borussia-Park gegen den Hamburger SV und dem anschließenden 0:1 beim VfB Stuttgart hatte es reichlich Kritik gegeben. Die herbe Pleite gegen Bremen besiegelte schließlich das Schicksal Seoanes, der mit seiner Amtszeit von gut zwei Jahren nach Frank Schmidt (1. FC Heidenheim) und Sebastian Hoeneß (VfB Stuttgart) der dienstälteste Trainer der Bundesliga war.
"Ich bin tief enttäuscht. Das ist schwer zu erklären, das muss ich ganz ehrlich sagen", hatte Virkus noch am späten Sonntagabend zu Protokoll gegeben. Gladbachs höchste Heimniederlage seit dem 5. Dezember 2021 wollte der 58-Jährige daher erst einmal sacken lassen und "eine Nacht drüber" schlafen. Schließlich sei es seine Aufgabe, "das Ganze sachlich zu besprechen".
Kredit bei den Fans verbrauchtVirkus hatte Seoane im Sommer 2023 als Nachfolger von Daniel Farke geholt. Die Premierensaison unter dem neuen Trainer endete auf Platz 14, zuletzt schaffte es Gladbach auf den zehnten Rang. Von der ersehnten Europacup-Teilnahme waren die Fohlen jeweils ein gutes Stück entfernt, Seoane erreichte in seinen 71 Ligaspielen einen Punkteschnitt von gerade einmal 1,13 Punkten.
Bei den Fans hatte Seoane seinen Kredit wohl auch deswegen am Ende verbraucht. Während in den vergangenen Jahren auch nach üblen Pleiten stets aufmunternder Applaus aus der Nordkurve zu hören war, wurde die Mannschaft am Sonntag beim obligatorischen Abschied vom Anhang mit gespenstischer Stille empfangen. Beim Schlusspfiff hatte es zuvor ein kurzes, aber lautes Pfeifkonzert gegeben.
Auch Virkus in der Kritik"Gerardo hat die Mannschaft in einer schwierigen Situation übernommen, ist den Weg des Klubs mitgegangen, hat den Entwicklungsprozess der Mannschaft angeschoben und hat sie stabilisiert", wird Vereinspräsident Rainer Bonhof in der Mitteilung zitiert: "Allerdings war das Ende der Saison nicht so, wie wir es uns vorgestellt haben und der Start in diese Spielzeit ebenfalls nicht. Der Schritt, nun einen neuen Impuls zu setzen, ist der richtige."
Auch Virkus gilt in Gladbach längst nicht als unantastbar. Schon bald könnte ihm Nils-Ole Book zur Seite gestellt werden, der zuletzt als Sportdirektor des Zweitligisten SV Elversberg erfolgreich arbeitete. Der Name Book geistert seit Tagen durch den Borussia-Park, eine ähnliche Doppelspitze hatte Virkus schon einmal (erfolglos) mit Nils Schmadtke probiert. Noch allerdings hat er die alleinige sportliche Macht.
Unsere Quellen:
- sportinformationsdienst sid
- dpa
sportschau