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Erhebt euch von den Bingo-Tischen!

Erhebt euch von den Bingo-Tischen!

Fußball, wie er sein sollte, konnten Inter Mailand und der FC Barcelona einfach nicht aufhören zu spielen. Schade, dass sie es irgendwann mussten. Eine Eloge.

Schöne Szene nach der Fortsetzung eines Fußball-Blockbusters: Marcus Thuram und Lamine Yamal. IMAGO/LaPresse

Was ist eigentlich das Gegenteil von Bullshit-Bingo? Wahrscheinlich ein Raster voller wunderbarer, faszinierender, beseelender Dinge, die alle auch noch binnen weniger Stunden passieren sollen.

Doch wann kriegt man da mal eine Reihe voll?

Dienstagabend, 21 Uhr, Inter Mailand gegen FC Barcelona. Kein großartiges Abtasten, obwohl sich beide Mannschaften sechs Tage zuvor je drei Gegentore haben einschenken lassen? Mehr Lust auf den Sieg als Angst vor der Niederlage, das hätten wir schon mal.

Den elektrisierenden Einzelkönner, dessen Fantasien für keinen irdischen Gegenspieler einzufangen sind, darf einmal mehr Lamine Yamal durchstreichen, für genau den irdischen Gegenspieler, der im Auge des Orkans aber leidenschaftlich über sich hinauswächst und nebenbei noch ein ganzes Stadion anzündet, wandert der Bingo-Zettel zu Federico Dimarco.

Inter ungleich Catenaccio

Ach ja, ein epischer Fußballtempel als würdiger Rahmen? Check. Prime-Experte Christoph Kramer hielt in San Siro den Stift in der Hand und kritzelte, sichtlich beeindruckt, besonders fett.

Die vermeintlich destruktiven Italiener, die den Ball mutig ganz hoch gewinnen und mit einem 1:0 im Rücken nicht den Catenaccio wieder aufleben lassen, sondern erfolgreich auf das zweite Tor gehen? Der kleinteilige katalanische Kontrahent, der auch die zweite Aufholjagd beinahe entspannt aus dem Ärmel schüttelt, um die nächste Blockbuster-Wende herbeizuführen? An den Nebentischen wird skeptisches Tuscheln laut.

Die würzige Prise VAR-Intervention darf dann wieder jeder durchstreichen, doch die ideale Zeile des Fußballs kommt zum Glück ohne Fehlentscheidungen aus. Ja ist das denn das perfekte Spiel?

Es hat den unwahrscheinlichen Helden Eric Garcia, der nur einspringt und seinen Farben überhaupt erst in die Fortsetzung dieses Epos verhilft, ehe er wenig später eine Riesenchance vermasselt. Es hat den abgemeldeten Star Raphinha, der kurz vor Schluss dann doch alles zu entscheiden scheint, bis natürlich ein Haudegen wie Francesco Acerbi, der den gegnerischen Strafraum aus dem Spiel heraus bis dato immer nur erahnen konnte, mit 37 Jahren sein erstes Champions-League-Tor schießt. In der dritten Minute der Nachspielzeit.

Francesco Acerbi

Emotionen pur: Francesco Acerbi erzwang in Mailand die Verlängerung. IMAGO/NurPhoto

Sekunden zuvor hatte Lamine Yamal, der sich auch durch Bingo-Reihen einen Weg bahnen kann, wegen weniger Zentimeter nur den Pfosten getroffen, und in den 30 Minuten Verlängerung passiert ebenfalls noch eine Menge. So auch das siebte, das insgesamt dreizehnte, das schließlich letzte Tor. Weil Yann Sommer danach einen Ball aus dem Eck kratzt, für den er doch eigentlich zehn Zentimeter zu klein ist.

Was, das hatte wirklich wer?

Ein Halbfinale, das keinen Verlierer verdient hatte

Nach einem Spiel wie diesem wäre es eigentlich würdig, nicht weiter zu erwähnen, dass eine der beiden Mannschaften diesen Spielfilm verlieren musste. Weil keine von ihnen diese Niederlage verdient hatte. Eigentlich durften kurz vor Mitternacht alle "Bingo!" rufen.

Denn die Möglichkeit, dass das Rückspiel dieses Hinspiel noch mal derart übertrifft, hatte auf keinem Zettel gestanden.

kicker

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