Ende in Leverkusen: Xabi Alonso vor Wechsel zu Real Madrid

Offiziell ist es noch nicht, aber es besteht kaum noch ein Zweifel daran, dass Xabi Alonso die Fußball-Bundesliga verlässt und von Bayer 04 Leverkusen zu Real Madrid wechseln wird. Nach dem Aus der "Königlichen" im Viertelfinale der Champions League gegen den FC Arsenal und der Niederlage im spanischen Pokalfinale gegen den Erzrivalen FC Barcelona, der unter Ex-Bundestrainer Hansi Flick wohl auch die Meisterschaft gewinnen wird, sind die Tage von Carlo Ancelotti als Real-Trainer gezählt. Der Italiener wird Madrid nach der Saison verlassen - und möglicherweise demnächst als Nationaltrainer in Saudi-Arabien arbeiten.
Alonso gilt als der Wunschkandidat des mächtigen Real-Präsidenten Florentino Perez. Zwar hat er in Leverkusen noch einen Vertrag bis 2026, allerdings kann er vorzeitig wechseln, wenn sich einer seiner drei Ex-Klubs FC Liverpool, FC Bayern München oder eben Real Madrid meldet und ihn als Trainer verpflichten möchte. Als mögliche Ablösesumme, die Bayer 04 für Alonso kassiert, werden 15 bis 20 Millionen Euro gehandelt.

Dass Alonso den Werksklub nach zweieinhalb Jahren verlässt, gilt als beschlossene Sache. Der 43-Jährige selbst hat ein klares Bekenntnis zu seinem aktuellen Arbeitgeber bisher stets vermieden. "Ich weiß nicht, was passieren wird", sagte er vergangene Woche. Vor einem Jahr, als er von Liverpool und dem FC Bayern umworben wurde, hatte er frühzeitig alle Spekulationen beendet und sich für eine weitere Saison in Leverkusen entschieden.
Double-Sieg nach 31 Jahren ohne TitelFür Bayer 04 Leverkusen, Double-Sieger von 2024, endet damit nach zweieinhalb Jahren eine Erfolgsgeschichte. Alonso kam im Oktober 2022 zum Werksklub, der damals nach schlechtem Saisonstart nur 17. der Bundesliga-Tabelle war. Der Spanier, der zuvor noch kein Amt als Cheftrainer bei einem Profiklub bekleidet hatte, führte die Mannschaft in seinem ersten Jahr noch in die Europa League und schaffte danach etwas, das es zuvor im deutschen Fußball noch nicht gegeben hatte.
Ohne eine einzige Niederlage wurde Bayer Leverkusen 2024 erstmals deutscher Meister und sicherte sich auch den Sieg im DFB-Pokal. In der Europa League scheiterte Bayer 04 erst im Finale an Atalanta Bergamo. Zuvor hatte der Verein 31 Jahre lang keinen Titel gewonnen. Mit dem DFB-Pokal-Sieg von 1993 und dem Erfolg im UEFA-Pokal von 1988 hatte es ohnehin erst zweimal etwas zu bejubeln gegeben.

Alonso impfte seinen Spielern eine Siegermentalität ein, die Leverkusener Profis in entscheidenden Momenten und Spielen bislang stets gefehlt hatte. Die Fähigkeit, knappe Spiele regelmäßig durch späte Tore noch zu drehen, brachte dem Team den Spitznamen "Laterkusen" ein.
Bittere Niederlagen, verpasste ChancenIm Jahr nach dem großen Erfolg ließ Alonsos Mannschaft diese Qualität allerdings oft vermissen. Zwar erreicht Bayer 04 in der Saison 2024/2025 das zweitbeste Ergebnis seiner Vereinsgeschichte, leistete sich aber insgesamt zu viele schwache Auftritte und vermeidbare Punktverluste durch Unentschieden. Am Ende wird der FC Bayern München wohl souverän Meister, Leverkusen mit Abstand dahinter Zweiter - allerdings mit deutlichem Vorsprung auf Rang drei.
Gegen die Bayern war für Leverkusen auch im Achtelfinale der Champions League Schluss. Besonders bitter für Alonso und sein Team war die unnötige Niederlage im DFB-Pokal-Halbfinale gegen Drittligist Arminia Bielefeld.

Nach diesem und anderen schwachen Auftritten musste sich Alonso, der im Meisterjahr als unantastbar galt, immer wieder Kritik an seiner Taktik gefallen lassen. "Die Taktik war vielleicht nicht die beste", gab er nach dem überraschenden Pokal-Aus zu und räumte auch Wochen danach ein: "Ich spüre den Schmerz noch, weil wir eine riesige Chance verpasst haben, nach Berlin zu fahren und wieder ein Finale zu spielen."
Wie entscheidet sich Florian Wirtz?Der Abgang Alonsos wird auch in der Mannschaft personelle Konsequenzen haben: Für Bayer-Superstar Florian Wirtz fällt nun ein starkes Argument weg, weiterhin in Leverkusen zu bleiben. Der Offensivspieler wird mit Manchester City in Verbindung gebracht, könnte Alonso aber auch zu Real Madrid folgen. Auch der FC Bayern möchte den 21-Jährigen gerne verpflichten. Als Ablösesumme würden wohl 120 bis 130 Millionen Euro fällig.
Neue Perspektiven eröffnet der Wechsel von Xabi Alonso dagegen für die Spieler, die zuletzt unter dem Spanier mit ihren Einsatzzeiten nicht mehr glücklich waren und einen Vereinswechsel in Betracht gezogen haben. Dazu gehören die beiden Stürmer Patrik Schick und Victor Boniface, außerdem Nationalspieler Robert Andrich und der ehemalige Nationalspieler Jonas Hofmann.
Folgt Xavi auf Xabi oder kommt ten Hag?Und selbstverständlich muss der Werksverein neben diesen Personalfragen an erster Stelle klären, wer Alonsos Platz auf der Trainerbank einnehmen soll. Hier laufen im Hintergrund bereits die Vorbereitungen für einen fließenden Übergang, und die Spur führt unter anderem ebenfalls nach Spanien.

Neben dem Niederländer Erik ten Hag, dem ehemaligen Coach Manchester Uniteds, gelten Imanol Alguacil, Xavi Hernandez und Cesc Fabregas als Favoriten. Der 53-Jährige Alguacil ist aktuell Trainer bei Alonsos Heimatverein Real Sociedad San Sebastian, hat aber bereits angekündigt, seinen Posten zum Saisonende aufzugeben. Xavi, der als Spieler an der Seite Alonsos mit Spanien Welt- und Europameister wurde, trainierte zuletzt den FC Barcelona (2021 - 2024) und holte mit den Katalanen einen Meistertitel und zwei Pokalsiege. Fabregas ist seit vergangenen Sommer Cheftrainer bei Aufsteiger Como 1907 in der Serie A.
Ob einer der drei tatsächlich nach Leverkusen kommt, muss sich zeigen. Die Verbindungen nach Spanien sind dank Leverkusens spanischem Geschäftsführer Fernando Carro allerdings sehr gut - und die Werkself hat schon einmal beste Erfahrungen mit einem spanischen Coach gemacht, der zuvor noch keinen Klub in der Bundesliga trainiert hatte.
dw