Sprache auswählen

German

Down Icon

Land auswählen

Germany

Down Icon

Der zweite Frühling des Roman Josi: Nach Monaten voller Unsicherheit fühlt sich der Schweizer Weltklasse-Eishockeyspieler so gut wie lange nicht mehr

Der zweite Frühling des Roman Josi: Nach Monaten voller Unsicherheit fühlt sich der Schweizer Weltklasse-Eishockeyspieler so gut wie lange nicht mehr

Der Berner zählt zu den besten Verteidigern der NHL, doch Herzprobleme zwangen ihn zu einer monatelangen Pause. Jetzt ist er aufs Eis zurückgekehrt.

Daniel Germann

Zurück auf dem Eis, reisst Roman Josi das Spiel bereits wieder an sich.

Die vergangenen Tage waren besondere für Roman Josi, den Schweizer Verteidiger der Nashville Predators. Am Freitag kehrte er nach fast acht Monaten Pause im ersten Spiel der neuen NHL-Saison gegen die Columbus Blue Jackets aufs Eis zurück. Josi bereitete den Siegtreffer zum 2:1 vor. Und am Dienstag traf er zum ersten Mal seit 266 Tagen, bei der 4:7-Niederlage der Predators gegen die Toronto Maple Leafs.

NZZ.ch benötigt JavaScript für wichtige Funktionen. Ihr Browser oder Adblocker verhindert dies momentan.

Bitte passen Sie die Einstellungen an.

Am Wochenende, nach seinem Comeback, sagte der 35-Jährige zur NZZ: «Es ist immer schön, mit einem Sieg in die Saison zu starten. Natürlich war ich etwas nervöser als gewöhnlich. Doch der erste Match einer neuen Saison ist immer speziell. Egal, ob die Pause nun ein paar Wochen oder mehrere Monate gedauert hat.»

Die Coolness ist eines der Markenzeichen Josis. Mit dieser und seinem Talent hat er sich in den vergangenen Jahren zu einem der besten Verteidiger in der NHL und damit auch der Welt gemacht. Seit 15 Jahren spielt er in der Organisation der Predators. Im Herbst 2019 hatte er in Nashville einen Achtjahresvertrag unterschrieben, der mit 72 Millionen Dollar dotiert ist und ihn zu einem der Topverdiener in der Liga machte.

Der Stanley-Cup und der Weltmeistertitel fehlen

Josi war in Nashville bisher jeden Dollar wert, den der Klub in ihn investiert hat. Er ist in der «Music City» im Staat Tennessee, was man im nordamerikanischen Mannschaftssport einen «franchise player» nennt: ein Spieler, um den herum die Mannschaft gebaut wird. Zur Krönung seiner Karriere fehlt Josi allerdings weiterhin der Stanley-Cup-Sieg. Ohne ihren Topverteidiger verpassten die Predators im vergangenen Frühjahr die Teilnahme an den Play-offs.

Dereinst die wichtigste Trophäe im internationalen Eishockey in die Höhe zu heben, ist einer der unerfüllten Träume des Berners. Mit der Schweizer Nationalmannschaft hat er seit 2013 mittlerweile dreimal WM-Silber gewonnen. Bei der vierten Medaille, jener im vergangenen Frühjahr, sah er aus der Ferne zu, wie seine Teamkollegen erneut im Final scheiterten, diesmal an den USA.

«Es war sehr speziell. Ich habe zu Hause vor dem Fernseher mitgefiebert. Nur zu gerne wäre ich dabei gewesen. Der Spirit, der dieses Team zusammenhält und trägt, ist aussergewöhnlich», sagt Josi. Bleibt er gesund, wird der Berner im kommenden Winter am Olympiaturnier von Mailand und danach an der Heim-WM in der Schweiz gleich zweimal eine Gelegenheit erhalten, erneut um Medaillen zu spielen.

Doch im Frühjahr schien seine Karriere an einem dünnen Faden zu hängen. Nach einer erneuten Hirnerschütterung, der achten oder neunten seiner Karriere, so genau weiss das nicht einmal Josi selber, plagten ihn nach einem rüden Check Kopfschmerzen, Schwindelanfälle und Erschöpfungszustände. Er wusste, dass er so nicht weiter spielen konnte. Er zog sich zurück und verpasste die letzten 25 Partien der Regular Season und die Weltmeisterschaft.

Nach Monaten voller Unsicherheit und Zweifel diagnostizierten die Ärzte im Sommer das posturale Tachykardiesyndrom. Dieses führt zu übermässigen Herzfrequenzsteigerungen. Für Josi war die Situation belastend. Er begann zu grübeln. Um seine Karriere habe er zwar nie ernsthaft gebangt. Trotzdem sei er froh gewesen, als er endlich eine verlässliche Diagnose gehabt und gewusst habe, woran er leide.

Die Zwangspause im vergangenen Sommer hat er dazu genutzt, sich völlig zu erholen. Er selber bezeichnet es als eine Art Reset seines Körpers. Er sagt: «Als ich endlich eine Diagnose hatte, fiel eine Riesenlast von mir ab. Ich habe die Zeit danach genutzt, um meinem Körper endlich einmal eine längere Pause zu gönnen. Physisch fühle ich mich heute so gut wie schon lange nicht mehr. Es ist, als würde ich einen zweiten Frühling durchleben.»

Was kommt nach Nashville: ein neuer Vertrag oder die Rückkehr?

Josi befindet sich im letzten Drittel seiner Karriere. Sein Vertrag in Nashville läuft noch bis ins Frühjahr 2028. Was danach kommt, weiss er noch nicht. «Ich nehme es Jahr für Jahr. Ich muss sehen, wie mein Körper die Belastung weiter erträgt. Wer weiss schon, was in zwei, drei Jahren sein wird. Ich werde es spüren, wenn ich körperlich und mental nicht mehr bereit bin, die Belastung einer NHL-Saison auf mich zu nehmen.»

Josi hat seinen Lebensmittelpunkt längst in den USA. Er ist verheiratet mit einer Amerikanerin, mit der er einen vierjährigen Sohn und eine dreijährige Tochter hat. Abseits des hektischen Alltags geniesst er das Familienleben. Es sei schön, nach den Partien nach Hause zu kommen und dort in eine Welt einzutauchen, in der sich nicht alles um Eishockey drehe, sagt er.

Im vergangenen Spätsommer sorgte eine SMS-Nachricht in Bern für helle Aufregung. Ihr Titel: «Roman Josi wechselt zum HC Fribourg-Gottéron.» Das SMS las sich wie eine echte Medienmitteilung. Zitiert wurde in ihm unter anderem der Freiburger Sportchef Gerd Zenhäusern, der gesagt haben soll: «Roman ist für uns nicht nur sportlich eine Verstärkung auf allerhöchstem Niveau, sondern auch eine Persönlichkeit, die unsere Mannschaft weiterbringen wird.»

Das Zitat ist so falsch wie der angekündigte Transfer nach Freiburg. Woher die Mitteilung stammt, weiss auch Josi selber nicht. Lachend sagt er: «Mein Vater hat mir davon erzählt. Klar aber ist: Ich möchte so lange wie möglich in der NHL spielen. Und sollte ich wirklich noch einmal nach Europa zurückkehren, dann ist Bern mein Zuhause.» Josi ist seit dem Frühjahr 2020 Mitbesitzer des SC Bern.

Josi im Dress des Berner Erzrivalen Gottéron? Das ist gerade für hartgesottene Berner Anhänger eine unerträgliche Vorstellung, die sich kaum bewahrheiten wird. Dafür ist Roman Josi auch nach Jahren in Übersee zu sehr ein «Bärner Giu» geblieben.

nzz.ch

nzz.ch

Ähnliche Nachrichten

Alle News
Animated ArrowAnimated ArrowAnimated Arrow